Werbung

Bundesarbeitsgericht will Grundsatz der Tarifeinheit aufgeben

Weg für neue Rechtsprechung noch in diesem Jahr frei

  • Lesedauer: 2 Min.
Erfurt, 23. Juni (AFP/ND) - Das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt will den Grundsatz der Tarifeinheit aufgeben. Mit einem am Mittwoch in Erfurt bekanntgegebenen Beschluss schloss sich der Zehnte BAG-Senat dem Vierten Senat an und machte so den Weg für die Änderung frei. Danach sollen künftig in einem Betrieb mehrere Tarifverträge nebeneinander bestehen können. (Az: 10 AS 2/10 und 10 AS 3/10)

Nach dem bislang von beiden BAG-Senaten angewandten Grundsatz sollte in einem Betrieb in der Regel nur ein Tarifvertrag gelten. Im Fall zweier Ärzte hatte der Vierte Senat jedoch im Januar dies für unvereinbar mit geltendem Recht gehalten. Dies ordne die Wirksamkeit von Tarifverträgen für die jeweiligen Verbandsmitglieder »zwingend und unmittelbar« an.

Dem schloss sich nun der ebenfalls für Tariffragen zuständige Zehnte Senat an. Es gebe »keinen übergeordneten Grundsatz, dass für verschiedene Arbeitsverhältnisse derselben Art in einem Betrieb nur einheitliche Tarifregelungen zur Anwendung kommen können«. Voraussichtlich noch in diesem Jahr kann nun der Vierte Senat die bisherige Rechtsprechung ändern.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Deutsche Gewerkschaftsbund hatten im Vorfeld erklärt, sie wollten am Grundsatz der Tarifeinheit festhalten. Sie forderten daher gemeinsam den Gesetzgeber auf, die vom BAG hervorgehobene gesetzliche Lücke zu schließen. Nach ihrem Vorschlag soll der Tarif derjenigen Gewerkschaft maßgeblich sein, die im jeweiligen Betrieb mehr Mitglieder hat. »Die Tarifeinheit ist eine unverzichtbare Säule der Tarifautonomie. Sie verhindert eine Zersplitterung des Tarifvertragssystems, eine Spaltung der Belegschaften und eine Vervielfachung kollektiver Konflikte«, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung vom 4. Juni. (xmw/ilo)

Mehr zum Thema in der ND-Ausgabe vom 24.04.2010
Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.