Polens linke Gegengewichte

Nachbemerkungen zur ersten Runde der Präsidentschaftswahlen

  • Holger Politt, Warschau
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Der Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen lässt die augenblickliche Stärke konservativer Positionen in Polen ahnen. Es offenbarte sich jedoch auch, wie schwer linke Gegengewichte sind.

Die inhaltlichen Unterschiede zwischen dem als liberal-konservativ geltenden Bronislaw Komorowski und dem häufig als national-konservativ beschriebenen Jaroslaw Kaczynski sind so groß nicht. Was sie eint, ist ein fest gefügtes, auf wenige Werte gestütztes Gesellschaftsbild. Die Unterschiede sind eher Variationen eines großen Themas. Nicht von ungefähr sprachen selbst liberale Medien davon, zur Wahl stünden zwei unterschiedliche Vorstellungswelten von Patriotismus. Unter den übrigen Kandidaten nahmen immerhin zwei für sich in Anspruch, linke Positionen zu vertreten.

Grzegorz Napieralski, der erst knapp die Altersgrenze für Präsidentschaftsbewerber (35) überschritten hat, stand anfangs vor keiner einfachen Situation. Nachdem er sich entschieden hatte, den in Smolensk ums Leben gekommenen Jerzy Szmajdzinski als Kandidaten seiner Partei zu ersetzen, erntete der SLD-Vorsitzende zunächst viel Kopfschütteln. Zu jung, zu unerfahren sei er, ohne...


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