Wochenende der linken Literatur

Auf den 8. Linken Buchtagen zeigen unabhängige Verlage ihr Programm

  • Jenny Becker
  • Lesedauer: 3 Min.

Bekanntlich finden Verlage, die eine alternative Gegenöffentlichkeit herstellen, nur schwer Gehör. Seit 2002 gibt es darum die Linken Buchtage mitten in Berlin-Kreuzberg. Vom 25. bis 27. Juni präsentieren knapp 30 linke und unabhängige Verlage im Mehringhof ihr Programm und bieten die Gelegenheit, sich über aktuelle Bücher zu informieren.

Zudem gibt es ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm mit etwa 40 Lesungen, Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Der Eintritt ist frei. »Erfahrungsgemäß geht es in den Veranstaltungen stark um den Austausch der Autoren mit dem Publikum«, erklärt Bernd Volkert vom Vorbereitungsteam der Linken Buchtage. Das Themenspektrum umfasst politische Theorie, Kultur und aktuelle Debatten. »Schwerpunkt ist die Pluralität«, sagt Volkert.

Entsprechend unterschiedlich sind die vorgestellten Bücher. In »China. Ein Lehrstück« geht Renate Dillmann der Frage nach, »wie die 30 Jahre Aufbau des Sozialismus und die 30 Jahre Aufbau des Kapitalismus« in China eigentlich zusammenpassen. In »Gentrifidingsbums« spricht Christoph Twickel vom Aufstand der Hamburger Kulturszene gegen die Gentrifizierung des Stadtzentrums. In »Hier und Jetzt. Anarchistische Praxis und Theorie« beschreibt Uri Gordon antikapitalistische Zentren, ökofeministische Höfe oder Blockaden internationaler Gipfeltreffen. Raul Zelik und Elmar Altvater diskutieren in »Die Vermessung der Utopie« die Überlebensfähigkeit des Kapitalismus und eine mögliche Renaissance des utopischen Denkens. Zum offenen Dialog laden außerdem die Podiumsgespräche »Wie heute über den Kommunismus reden?«, veranstaltet von der Zeitschrift Phase 2 und »Ein Jahr Revolte im Iran« von der Zeitung »Jungle World«.

Nicht nur das Buchangebot ist bunt gemischt, sondern auch das Publikum. Im letzten Jahr kamen 1500 Besucher. »Die größte Gruppe stellen allerdings eher jüngere Leute unter 35 dar, die offenbar in der linken Szene aktiv sind«, so Volkert. Trotz der Nachwuchsinteressenten haben es die linken Kleinverlage aber schwer auf dem Buchmarkt. »Gerade im letzten Jahr gab es einen überraschend hohen Umsatzrückgang.« Das Team der Linken Buchtage denkt darum über eine Konferenz der Verlage nach, die man möglicherweise im Herbst veranstalten wolle, verrät Volkert. Dort könne man gemeinsam nach Lösungen suchen. »Noch gibt es zu wenige Kooperationen der Verlage untereinander.« Ob Interesse an einem solchen Treffen besteht, soll während des Wochenendes ausgelotet werden.

Veranstalter der Linken Buchtage ist der Förderverein Netzwerk-Selbsthilfe, die Lesungen sind vom Verein Mehringhof organisiert. Inspiriert wurde das Projekt von der Linken Literaturmesse, die jährlich in Nürnberg stattfindet. Im Gegensatz zum fränkischen Vorläufer würden in Berlin aber keine antiquarischen Bücher präsentiert, sondern nur aktuelle Bestände.

Die Auftaktveranstaltung zu den diesjährigen Buchtagen findet heute Abend 19.30 Uhr im Lokal Tante Horst statt. Vor dem Hintergrund des schwarz-rot-goldenen Fahnenmeers, in das Deutschland wegen der Fußball–Weltmeisterschaft getaucht ist, befasst sich ein Vortrag mit der Entstehung des deutschen Nationalismus.

Linke Buchtage, 25. bis 27. Juni, Mehringhof, Gneisenausstraße 2a, www.linkebuchtage.de

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