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Arm und unsexy
Tobias Riegel sorgt sich um Kulturorte
Ein Gespenst geht um in Berlin – aber es ist leider nicht der Sozialismus, sondern das Sterben der Kulturorte. Mit dem Kunsthaus Tacheles, dem Schokoladen, der Bar25, dem Knaack-Club, dem Acud oder der Galerie C/O Berlin sind die aktuell bedrohten Einrichtungen so unterschiedlich, wie die Gründe für ihre wahrscheinliche Schließung oder Vertreibung vielfältig sind.
So tragen der Knaack-Club und das Acud an ihrer Schieflage durchaus eine Mitschuld. Anders liegt die Sache jedoch bei Tacheles, Bar25 oder C/O Berlin. Diese weltbekannten Kristallisationspunkte der Off-, Club- bzw. Hochkultur müssen Investoren weichen, während die Kommunalpolitik in ihrer Machtlosigkeit vorgeführt wird.
Dass die Politik ihre Handlungsunfähigkeit inzwischen wenigstens offen bedauert, zeugt aber immerhin von einem Umdenken: weg von zuvorkommender Erfüllung von Investorenwünschen, hin zum Abwägen der eigenen Interessen. Denn es ist mittlerweile ein alter Hut, dass investiertes Geld allein kein Gewinn für die Stadt ist, wenn mit eben diesem Geld die Kreativen vertrieben werden, die Berlins Weltruf erst begründet haben.
Zumal der langfristige Nutzen von Investorengeldern für die Kommunen oft mehr als fraglich ist. Berlin mag arm aber (wegen seiner Kulturszene) sexy sein. Lässt man den Herren des Geldes weiterhin freien Lauf, wird die Stadt bald nur noch arm sein. Und zwar sowohl materiell als auch kulturell.
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