SPD gauckte Merkels Wahlleute

Parteienhader lässt von schönen Worten über die Würde des Amtes nicht viel übrig

Die Würde des Amtes, sie wabert irgendwie durch alle Stellungnahmen zur Bundespräsidentenwahl, deren Urheber Wert auf Reputation legen. Dabei hat der Wahlmarathon am Mittwoch gezeigt, dass es um nichts weniger ging als um Würde.

Joachim Gauck wird Mühe haben, die präsidiale Geste wieder abzulegen. »Mit meiner Kandidatur sind viele Wünsche und viele Sehnsüchte in der Gesellschaft neu artikuliert worden. Mein Wunsch ist, dass uns all diese Aktivitäten erhalten bleiben. Das ist ein Geschenk für unser Land, dass diese Leute da sind, die sich nicht einfach abwenden von der Politik.«

Grundrecht auf Ignorieren

Das Volk würdigte das Ereignis anders, als der Kandidat von SPD und Grünen es offenbar wahrnahm – durch Ignorieren. Auch ein demokratisches Grundrecht. Einzelne Versuche, die Public-Viewing-Leinwände der Fußball-WM in Kneipen für ein demokratisches Selbsterfahrungserlebnis aufzuwerten, scheiterten offenbar bundesweit. Der »normale« Politikverbraucher ist nicht bereit, sich von ein paar hehren Worten über die Verlogenheit des Vorgangs hinwegzutäuschen zu lassen, in dem das Amt nicht mit Würde, sondern mit einem neuen Kandidaten besetzt wird – der von...


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