SOS aus Babalaschka
In Osch, der kirgisischen Stadt der Liebe, führt der Hass das Regiment
Verbissen bearbeitet Kimsanchan Sadykowa ihre Teeschalen. Immer wieder reibt sie mit dem Lappen über die fettige schwarze Rußschicht. Bis sich darunter die weiße Glasur zeigt.
Nur die Teeschalen, die sie in den Trümmern ihres niedergebrannten Hauses fand, und der Tschapan, den sie seit fünfzehn Tagen auf dem Leib trägt, sind ihr geblieben nach den Unruhen in Osch, im Süden Kirgistans, wo Mitte Juni Kirgisen und Usbeken aufeinander losgingen. Ganze Stadtviertel liegen in Trümmern. Vor allem die der Usbeken: Amir Timur, Furkat und Nawoi im Osten der Stadt, benannt nach dem usbekischen Nationaldichter Alischer Nawoi und vor dem Gemetzel eine Idylle. Mit Häusern, umgeben von kunstvoll gefliesten Höfen, wo Weinspaliere und Aprikosenbäume Schatten vor der weißen Sonne spendeten. Wo die Besitzer jeden Halm Unkraut ausrissen, wo Rosen und violettes orientalisches Basilikum abends nach dem Gießen einen betäubenden Duft verströmten.
»Wir haben u...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.