Ein Universum – dann leider nur ein Weltbild
Eduardo Galeanos Buch »Fast eine Weltgeschichte«
Eine merkwürdige Geschichte, die Agenturen berichteten davon: Im Frühjahr 2009, am Rand eines Gipfeltreffens, sprach Venezuelas Regent Hugo Chávez mit Barack Obama. Chávez hatte ein Geschenk dabei, a gift, vergiftet – »Die offenen Adern Lateinamerikas«, den Klassiker von Eduardo Galeano aus dem Jahr 1971. Die große Klageschrift des Südens gegen den Norden. Wenig später soll bei amazon.com in den USA ein Wunder geschehen und das Buch aus dem Nirgendwo auf Verkaufsrang zwei geklettert sein. Wenn das stimmt, wollte plötzlich fast jeder lesende Nordamerikaner die Studie haben, diese Anti-Imperialismus-Bibel, ausgerechnet. Die Lektüre mag die Gringos frustriert haben; das Werk rutschte jedenfalls rasch zurück auf einen Platz nahe 80 000. (Die deutsche Neuausgabe vom Herbst 2009 steht derzeit bei Rang 45 000.)
Vor fast vierzig Jahren begründete jenes Buch Galeanos Ruf als lustvoll provozierender Denker. Der eigene Kontinent war dem Süd...
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