Arbeitskampf zur Mittagspause
Protest gegen Standortverlagerung einer Daimler-Tochter hält sich in Grenzen
Die Daimler AG will mittelfristig rund 50 Millionen Euro im Jahr einsparen und mutet ihren Tochterunternehmen dabei einiges zu. Das Projekt »Plus 3« sieht Standortverlagerungen vor. Dadurch soll die Zahl der Arbeitsplätze bei Daimler Financial Services (DFS) und der Mercedes Benz Bank bis Ende des Jahres 2012 bundesweit um 250 auf circa 1600 reduziert werden.
Auch die weltweite Zentrale der DFS mit derzeit etwa 400 Vollzeitstellen ist von diesen Umgestaltungsplänen betroffen. Sie soll vom Potsdamer Platz in Berlin nach Stuttgart umziehen. Dort wird sie voraussichtlich mit der Zentrale der Mercedes Benz Bank zusammengeführt.
Dagegen hatten die Berliner Beschäftigten in den letzten Wochen wiederholt demonstriert. So auch mit einem »lunch walk« am vergangenen Mittwoch. Die Angestellten nutzten ihre Mittagspause um eine halbe Stunde lautstark mit Trillerpfeifen und Vuvuzelas um den Potsdamer Platz zu ziehen. »Gegen betriebsbedingte Kündigungen« oder »Kein Lohndumping bei Daimler« war auf ihren Plakaten zu lesen.
Viele Angestellte machen sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft. »Immer mehr qualifizierte Arbeitsplätze verschwinden aus der Hauptstadt«, ärgerte sich eine DFS-Mitarbeiterin. Wenn die Zentrale verlegt wird, müsse sie sich einen neuen adäquaten Job in Berlin suchen. »Doch die sind hier immer schwieriger zu finden.« Nach Stuttgart zu gehen, könne sie sich kaum vorstellen. Ihr soziales Umfeld wolle sie nicht aufgeben.
Betriebsrat und IG Metall hoffen, dass die Proteste Wirkung bei der Konzernspitze zeigen. Das Unternehmen hatte angekündigt, für alle Mitarbeiter, die von den Umgestaltungen betroffen sind, in Gesprächen mit dem Betriebsrat faire Lösungen zu finden. »In den nächsten Wochen wird die Arbeitnehmervertretung Verhandlungen mit Daimler aufnehmen. Wir werden ihr dabei beratend zur Seite stehen«, erklärte Klaus Abel, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall in Berlin. Er werde sich dafür einsetzen, dass keine Umzüge stattfinden dürften und die tarifgebundenen Verträge Bestand haben müssten. In diesem Zusammenhang kritisierte der Metallgewerkschafter das Vorhaben des Unternehmens, ein tariffreies Transaktionscenter im Großraum Berlin zu errichten, wohin rund 550 Mitarbeiter verlegt werden könnten.
Die Berliner Daimler-Betriebsrätin Susanne Manns sagte, dass sie bisher ungenügend Informationen über den geplanten Konzernumbau erhalten habe. Wenn das Unternehmen über »Plus 3« umfassend berichte, werde ein Wirtschaftsforschungsinstitut im Auftrag des Betriebsrates das Projekt auf Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit prüfen. Darauf aufbauend will die Arbeitnehmervertretung ein Alternativkonzept erarbeiten, um die Standortverlagerung zu verhindern. Auf einen harten Arbeitskampf muss sich der Konzern indes nicht einstellen. »Arbeitsniederlegungen schließe ich aus. Bei uns gibt es keine Streikkultur«, so Manns.
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