Sachsen: Kontroverse um Berufung

Streit im Beirat der Gedenkstätten-Stiftung

  • Lesedauer: 2 Min.

Leipzig (epd/ND). In der Stiftung Sächsische Gedenkstätten bahnt sich ein neuer Streit zwischen Vertretern der Opfer des Naziregimes und DDR-Bürgerrechtlern an. Wie die »Leipziger Volkszeitung« berichtet, hat der Verein Verfolgte des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VNN-BdA) einen ehemals ranghohen SED-Funktionär als Gremienmitglied nominiert. Geschäftsführer Siegfried Reiprich bestätigte epd, dass Volker Hölzer am heutigen Montag in den Stiftungsbeirat berufen werden sollte.

Der 69-jährige Volker Hölzer war nach Angaben der Zeitung von 1983 bis 1989 Chef der Abteilung Agitation und Propaganda der Leipziger SED-Bezirksleitung. Das Blatt zitiert zudem aus Recherchen des Nachrichtenmagazins »Focus«, wonach Hölzer »arbeitsbedingte Verbindungen« zur Staatssicherheit unterhielt. In einem Bericht aus seiner Abteilung vom September 1989 heiße es beispielsweise, Oppositionelle »wittern Morgenluft und kriechen wie Ratten aus ihren Löchern«.

Neben Hölzer sorgt offenbar auch die Nominierung der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Dresdens, Nora Goldenbogen, für den Stiftungsbeirat für Meinungsverschiedenheiten. Goldenbogen lehrte den Angaben zufolge bis zur friedlichen Revolution Geschichte an einer SED-Bezirksparteischule. »Ich werde beide nicht wählen«, sagte der Leipziger DDR-Bürgerrechtler Uwe Schwabe, der dem Stiftungsrat angehört.

Vorwürfe an Regierung

In der Stiftung Sächsische Gedenkstätten gibt es seit Jahren Streit zwischen den verschiedenen Gruppen. Mehrere NS-Opferverbände und der Zentralrat der Juden hatten sich 2004 aus der Stiftung zurückgezogen. Sie warfen der Landesregierung die einseitige Ausrichtung der Gedenkstättenarbeit zugunsten der SED-Opfer vor. Im Januar kehrte der Zentralrat in den Stiftungsbeirat zurück.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.