Die Hypothek des Präsidenten

Die Bundeskanzlerin empfängt heute Kolumbiens künftigen Staatschef – einen Mann mit mörderischer Vergangenheit

  • Gerhard Dilger, Bogotá
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Heute empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel Kolumbiens gewählten Präsidenten Juan Manuel Santos. Als er Verteidigungsminister war, wurden reihenweise junge Männer in Kriegsgebiete gelockt, von der Armee erschossen und als angebliche Rebellen ausgegeben.

Carmenza Gómez, Mutter der ermordeten »falsos positivos« Víctor Fernando und John Nelson.
Carmenza Gómez, Mutter der ermordeten »falsos positivos« Víctor Fernando und John Nelson.

Am 23. August 2008 verschwand Víctor Fernando Gómez aus Soacha, der trostlosen Vorstadt im Westen Bogotás. Man habe ihm eine gut bezahlte Arbeit im Norden Kolumbiens versprochen, erzählt seine Mutter Carmenza. Zwei Tage später war der 23-Jährige tot, erschossen als angeblicher Guerillero im Kriegsgebiet bei Ocaña, 500 Kilometer von seiner Heimat entfernt. »Als ich es erfahren habe, am 2. September, bin ich zusammengebrochen«, sagt Carmenza Gómez.

In der Gerichtsmedizin zeigte man ihr ein Foto ihres Lieblingssohnes, er hatte die Spuren eines Schusses zwischen den Augenbrauen und zehn Kugeln im Körper. Sie lieh sich Geld, mietete einen Leichenwagen und holte Víctor ab. »Hier liegen noch mehrere Jungs aus Soacha, die die Armee umgebracht hat, in Massengräbern«, sagte man ihr, »wollen Sie mit der Presse reden?«

Am nächsten Tag hieß es: Im Gefecht gefallen

Carmenza Gómez wollte. »Ich werde diesen verfaulten Sumpf aufdecken, selbst wenn sie ...


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