Das Klima vor der Haustür

Immer mehr Regionalbündnisse engagieren sich für die Umwelt

  • Tobias Goerke, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Während internationale Klimagipfel zuletzt kaum Erfolge brachten, formieren sich immer mehr regionale Bündnisse für den Klimaschutz – etwa in Rheinland-Pfalz. Sie wollen aufklären und vor allem für den Einsatz erneuerbarer Energien werben.

Koblenz. Das ländliche geprägte Rheinland-Pfalz gilt nicht als besonders hektisch, doch beim Klimaschutz scheint niemand im Land Zeit verlieren zu wollen. Nicht erst seit dem »Minimalkonsens« der Kopenhagener UN-Klimakonferenz 2009 engagieren sich hier viele Menschen im Kampf gegen den Klimawandel vor der eigenen Haustür. Immer mehr Behörden, Verbände oder Kirchen schmieden lokale oder regionale Allianzen.

Es geht oft um Aufklärungsarbeit und die Unterstützung von Projekten für den Einsatz erneuerbarer Energien. Kommunales Engagement hat Hochkonjunktur im Klimaschutz.

Umfangreiche Aufklärung

In Koblenz hat sich auf Initiative des Umweltamts im November 2009 das regionale Klimabündnis Mittelrhein gegründet. Ihm gehören neben Umweltbehörden verschiedener Kommunen und Naturschutzverbänden auch das Umweltnetzwerk der Kirchen und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub an – insgesamt sind es elf Partner. Ihr Anliegen: der Bevölkerung und der Politik das Klimaproblem bewusster machen.

»Klar ist das ein globales Problem, aber man muss lokal handeln«, sagt die Bündnis-Koordinatorin und Energiebeauftragte im Koblenzer Umweltamt, Dagmar Körner. »Wo soll man sonst anfangen? Den einzelnen Menschen kannst du nur vor Ort erreichen.« Im Februar hat die Aufklärungsarbeit begonnen – mit der Ausstellung »Klimaschützer in Rheinland-Pfalz«, Vorträgen wie etwa zur Errechnung der persönlichen Kohlendioxid-Bilanz, Film-Vorführungen und Diskussionsrunden.

Auch Firmen und Parteien?

Eine gemeinsame Finanzierung im Klimabündnis gibt es noch nicht. »Jeder trägt bislang seinen Anteil, aber wir stehen ja noch am Anfang.« Zuletzt bot das Bündnis für Schulen Kino-Sondervorstellungen des deutschen Dokumentarfilms »Die 4. Revolution – Energy Autonomy« an, der sich der Vision einer hundertprozentigen Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen widmet.

Mit diesem Film hat auch das Klimabündnis Rhein-Ahr-Eifel Ende Juni seinen Start gefeiert, knapp 130 Besucher kamen. »Es war so eine tolle Stimmung im Kino, dass ich überzeugt bin, dass wir ganz motiviert an die Aufgaben gehen«, sagt Initiatorin Claudia Laux, die zugleich Grünen-Vorstandsmitglied im Kreisverband Ahrweiler ist. »Der Zusammenschluss hat ein Ziel: 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2050 – daran glauben wir.«

Bei mehreren Schul-Sondervorstellungen im Kino sollten jeweils Ansprechpartner der zehn Bündnismitglieder für Fragen und zur Diskussion bereitstehen. Neben den Grünen und der LINKEN beteiligen sich an dem Bündnis etwa auch das globalisierungskritische Netzwerk Attac oder verschiedene Solartechnikfirmen.

Auch im Klimabündnis Mittelrhein war die Frage diskutiert worden, ob Fraktionen oder Parteien aufgenommen werden sollten. Bisher habe man sich ähnlich wie im Fall von Unternehmen jedoch dagegen entschieden, um unabhängig zu bleiben, sagt Körner. Man arbeite aber gerne mit Politik und Wirtschaft zusammen.

Für den Klimaschutz engagiert sich auch das Wirtschafts-Netzwerk »Zukunftsinitiative Eifel«. Die Mitglieder unterzeichneten 2009 eine länderübergreifende Leitlinie für die Eifel-Region. Darin geht es etwa um die Unterstützung mittelständischer Firmen bei dem Bemühen um Energieeinsparungen. »Das ist aber nur eine Absichtserklärung«, stellt Hermann Johann vom »Wald & Holz«-Netzwerk der Initiative klar. Konkrete Maßnahmen würden vor allem in den Landkreisen ergriffen.

Erste LED-Musterstraße

So hat sich etwa der Kreis Cochem-Zell 2009 verpflichtet, bis 2020 den Kohlendioxid-Ausstoß um 50 Prozent zu verringern. 43 Partner – Kommunen, Verbände, Unternehmen – wollen den Kreis dabei unterstützen. Unter anderem sollen auch die Straßenbeleuchtungen in den Gemeinden auf energiesparende LED-Leuchten umgerüstet werden. Dafür wurde in der Gemeinde Müden nun die erste LED-Musterstraße in Rheinland-Pfalz eingerichtet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.