Schloss könnte 30 Millionen teurer werden
Wenn der U-Bahn-Bau vor dem Museumsprojekt startet, drohen Mehrkosten / Richtfest für Humboldt-Box
Für Wilhelm von Boddien war gestern ein »glücklicher Tag«: Endlich passiere was auf diesem Platz, freute er sich über das Richtfest für die Humboldt-Box, von der aus künftig Besucher auf die Schlossbaustelle schauen können. Wenn denn irgendwann gebaut wird, denn das Projekt ist bekanntlich auf Eis gelegt. Der oberste Schlossförderer Boddien jedoch ist optimistisch, dass es nicht erst 2014, wie von der Bundesregierung beschlossen, losgeht. Denn dies könnte das Projekt weiter verteuern. Und zwar um bis zu 30 Millionen Euro.
Grund ist die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz Richtung Hauptbahnhof. Ab Frühjahr 2013 will die BVG dafür die beiden Tunnel unter dem Schlossplatz buddeln lassen. »Wenn die Röhren schon im Boden sind, bevor wir mit dem Humboldt-Forum starten, könnten wir den Baugrund nicht mehr verdichten und müssten eine aufwendige Brückenkonstruktion über die Tunnel bauen, um die Lasten abzufangen«, bestätigt Manfred Rettig, Vorstand der Schloss-Stiftung und damit Bauherr des Humboldt-Forums in den Schlossfassaden.
Dies könnte zwischen 5 und 30 Millionen Euro kosten. Rettig geht deshalb davon aus, dass mit bauvorbereitenden Maßnahmen bereits 2012 begonnen wird und im Jahr darauf offiziell der Baustart erfolgt. Auch Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) ist klar, dass die Verschiebung den Bau verteuert und ihn infrage stellt. Deshalb müssten solche Entscheidungen zu Bauprojekten immer falsch sein, »wenn man sie denn will«. Sie erwarte jetzt, dass der Bund ihr seine zeitlichen Vorstellungen mitteile.
Auch durch die Humboldt-Box könnten Bund und Land weitere Mehrkosten entstehen. Errichtet wird das sechs Millionen Euro teure temporäre Gebäude – es wird nach Fertigstellung des Schlosses wieder abgerissen – durch die Firma Megaposter, die Investitions- und Betriebskosten über Werbung am Schlossbauzaun wieder einspielen will. Ohne Baustelle allerdings auch kein Bauzaun. Megaposter-Chef Gerd Henrich erwartet deshalb Kompensationen von den Behörden, darüber werde man jetzt Gespräche führen.
Die Infobox soll Anfang nächsten Jahres eröffnet werden. Dass die Besucher wegbleiben, weil sie nur auf eine große Wiese sehen können, glaubt Henrich nicht. »Sie selbst ist spannend genug.« Auf den vier Etagen plus Aussichtsterrasse wollen mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Landesbibliothek und der Humboldt-Uni die drei Nutzer des künftigen Humboldt-Forums einen Vorgeschmack auf dessen Inhalt geben.
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