Pressestelle
Beilage gefällig?
Es ist ja nicht so, dass in Berlin nichts wichtiges passiert wäre in der vergangenen Woche: Verbände waren aufgefordert, sich zum Integrationsgesetz zu äußern, der Einstieg in die Schulreform geht voran und der Schlossplatz bietet genau wie die A 100 nach wie vor Diskussionsbedarf. Zwei Themen aber scheinen den Redakteuren der Hauptstadtzeitungen besonders auf den Nägeln gebrannt zu haben: Keine auf der Fanmeile vergossene Träne blieb unerwähnt, und wirklich jede auf der Fashion Week umgekippte Haarspray-Flasche wurde ebenso protokolliert, wie das dortige Erscheinen noch unschuldiger (aber eben auch verdienstloser) Promi-Sprösslinge.
Forderte bereits die Fußball-WM mindestens fünf Sonderseiten täglich, so ließen die nun gleichzeitig massenproduzierten Beilagen zur Modewoche die Zeitungen dieser Tage teils auf Telefonbuch-Volumen anschwellen. Das gute an diesen Sonderausgaben: Hat man eine gelesen, kennt man sie alle.
Einem Fashion-Week-Aspekt jenseits von Promi-Hype und Magermodels hat sich einzig die »Berliner Zeitung« zugewandt. Am 6. Juli geht Maritta Tkalec hier auf kruden Umwegen mit den Kritikern des Mercedeszeltes, das das Mahnmal zur Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz verschandelt, ins Gericht. Schließlich hätten es auch die LINKEN versäumt, die Mode der Nazizeit im Ephraim-Palais anständig würdigen zu lassen. Berlin werde »immer unarischer«, mit der Fashion Week kehre eine »von tüchtigen jüdischen Fabrikanten« begründete Tradition nach Berlin zurück. »Gerade der Bebelplatz« sei – warum führt Tkalec nicht aus – geeignet, das »heimkehrende Geschäft, die Entprovinzialisierung« zu feiern. Aha – ausgerechnet Mercedes Benz ist also der antifaschistische Botschafter und das bisschen Mahnmal ist halt einfach provinziell.
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