Ein verrückter Einfall
In Hünfeld (Hessen) wurde der erste Computer der Welt präsentiert – bald geht er auf Tournee
Hünfeld. Knapp 70 Jahre nach der Erfindung des ersten voll funktionsfähigen, programmgesteuerten Computers der Welt ist erstmals ein originalgetreuer Nachbau präsentiert worden. Eine baugleiche Nachbildung des sogenannten Z3 wurde dieser Tage im Konrad-Zuse-Museum im osthessischen Hünfeld vorgestellt.
Zuse hatte den ursprünglichen Rechner 1941 in Berlin präsentiert, 1943 war dieser in den Kriegswirren bei einem Bombenangriff zerstört worden. »Es existieren zwar bereits zwei Nachbauten der Maschine. Doch dies ist die erste, die exakt dem historischen Vorbild gleicht«, sagte Horst Zuse (64), Sohn des Computer-Pioniers Konrad Zuse, der vor wenigen Tagen 100 Jahre alt geworden wäre. In Hünfeld lebte der Tüftler knapp 40 Jahre und starb dort 1995 im Alter von 85 Jahren.
Sichtbare Rechenwege
Zuse arbeitet als Privatdozent und Informatik-Fachmann in Berlin und hatte sich vor zweieinhalb Jahren zum Ziel gesetzt, den Z3 zum 100. Geburtstag nachzubauen. »Ein verrückter Einfall. Aber ich will auch jungen Menschen damit demonstrieren, wie ein Computer arbeitet. Ich habe die Maschine so aufgebaut, dass man die Rechenoperationen genau nachverfolgen kann. Dann leuchten wunderbar die einzelnen LED-Lampen auf«, erklärte Zuse. Bereits 20 Schulklassen hätten sich für Vorführungen angemeldet.
Der noch nicht vollkommen fertiggestellte Nachbau sollte zunächst nur einige Tage im Konrad-Zuse-Museum in Hünfeld bleiben, wie Zuse sagte. Dann wollte der Informatik-Experte sein Werk vollenden. Vom 23. September bis 9. Januar 2011 soll der Antik-Rechner in Berlin ausgestellt werden, wo Konrad Zuse 1910 geboren wurde. Danach soll der wuchtige Apparat auf Tour gehen. Viele Museen und Institutionen sind an der Leihgabe interessiert.
An dem Nachbau werkelte Horst Zuse seit einem dreiviertel Jahr mehrere Stunden täglich. Der Computer-Nachbau ist so groß wie drei Kleiderschränke. Doch der Teufel steckt im Detail: »Bei einigen Schaltungen hat es Überraschungen gegeben. Ich bin mir sicher, dass es die auch bei meinem Vater gegeben hat. Die stehen aber leider in keinem Bauplan drin. Ich habe beim Nachbau wahnsinnig viel gelernt«, sagte Zuse, Professor an der Fachhochschule Lausitz (Brandenburg).
Teuer wie eine Limousine
Ein Nachbau des Z3 steht noch im Deutschen Museum in München. Es ist ein von Zuse selbst hergestellter, allerdings vereinfachter Nachbau des ersten Computers der Welt. Im Gegensatz zum Original, das Zuse 1941 in Berlin vorgestellt hatte, hat dieser Nachbau zwei statt drei Speicherschränke. Der in Hünfeld vorgestellte Nachbau verfügt darüber hinaus über ein Eingabepult, ein Rechenwerk sowie einen Lochstreifenleser, mit dem das Programm eingelesen wird.
Der Nachbau ist ein Gemeinschaftsprojekt, das von mehr als einem halben Dutzend Firmen unterstützt wurde. Denn die antiquierten Bauteile des Originals gibt es heute nicht mehr. »Es geht aber auch mit modernen Telefonrelais«, erklärte Zuse, »die funktionieren genauso, sind nur kleiner und technisch zuverlässiger.« Ein Tischler habe ihm die nötigen Schränke gebaut. Der gesamte Nachbau habe in etwa so viel wie eine gut ausgestattete Limousine gekostet, sagt Zuse.
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