Un peu d’Aviatik im Naturschutzgebiet

  • Charlotte Noblet
  • Lesedauer: 3 Min.
Charlotte Noblet
Charlotte Noblet

Um den S-Bahnhof Schöneweide fliegt was in der Luft: „Sterndamm“, „Segelfliegerdamm“ und sogar „Straße am Flugplatz“. Eine Gedenktafel am Sterndamm 82 zeigt ähnliches: „In diesem Haus wohnte in den Jahren vor 1914 Deutschlands erste Pilotin Melli Beese-Boutard. Sie konstruierte, baute und flog ab 1911 Motorflugzeuge auf dem Flugplatz in Johannisthal“. Ein paar Gebäude weiter wurde mir über den Zaun hinweg verraten, dass die Hallen mit den runden Dächern am Segelfliegerdamm ehemalige Flugzeughallen sind, die später vom VEB Kühlautomat genutzt wurden. Der Hobbyfotograf sei auf dem gesperrten Gelände unterwegs, um die Spuren der Vergangenheit zu fotografieren und hofft noch einen bestimmten verbunkerten Keller zu finden.

So sieht es im Nordwesten des ehemaligen „Flugplatz Johannisthal“ aus: Viele Betriebsgelände, mal in gutem Zustand, mal etwas alt aussehend. Hier und dort weisen noch kleine Details auf die spannende Geschichte des Geländes hin, wo Flugpioniere um 1908 die ersten motorbetriebenen Flugzeuge getestet haben. Die Natur hat sich aber seit der Stilllegung des ersten deutschen Motorflugplatzes 1952, das Gelände zurück erobert. Vor Ort fällt es schwer sich vorzustellen, dass die Anfänge der Geschichte der motorisierten Luftfahrt hier stattgefunden haben, dass viele „Flugapparate“ mit Pioniergeist auf dem Gelände entwickelt und erprobt wurden.

Der Name der ersten deutschen Motorfliegerin Melli Beese ist eng verbunden mit den großen Stunden der „Aviatik“ auf dem Flugplatz Johannisthal. Trotz Ablehnung vieler Fluglehrer konnte die Frau 1910 ihre ersten Flugstunden absolvieren und ein Jahr später ihr Flugführerzeugnis erwerben. Immer wieder musste die Pilotin aber mit der Sabotage ihrer Machine rechnen. „Weiber“ waren im Milieu nicht willkommen. Heute erinnert eine Melli-Beese-Strasse westlich vom ehemaligen Flugplatz an die Flugpionerin und sie wird sogar auf einer der zahlreichen Informationstafeln um das ehemalige Flugfeld erwähnt.

Denn zahlreiche Tafeln direkt am Rand des ehemaligen Flugfeldes erläutern die örtliche Geschichte und vermitteln Informationen über die dortige Tier- und Pflanzenwelt. Aus dem ehemaligen Gebiet des Flugfeldes ist nämlich ein 70 Hektar großer Natur- und Landschaftspark entstanden, eine Grünfläche mit Liegewiesen, Spielplätzen, Spazierwegen und sogar ein 26 Hektar großes Naturschutzgebiet. Dort hat sich ein Lebensraum entwickelt, der in Deutschland nur sehr selten zu finden ist. Um den Bauschutt, die Ziegel und den alten Asphalt herum, haben sich viele Pflanzen und Tiere der Steppe angesiedelt, Sand- und Halbtrockenrasen ist auch überall zu sehen. Ein paar Schafe erhöhen noch den eindrucksvollen Kontrast zur Stadtlandschaft.

Bei der Hitze gab es aber kaum jemand auf dem grünen Rollfeld zu treffen. Auf der Promenade um das Naturschutzgebiet bin ich nur Herrn Erich Degreif begegnet. Der wollte nur seine Hundert Schafe mit Wasser versorgen, hat aber versprochen mir demnächst mehr zu verraten. Hauptsache im Schatten.

Weitere Informationen:

Besuchertipps und Schautafeln im Landschaftspark: HIER

Geschichte des Orts Johannisthal: HIER

Über den ehemaligen Flugplatz: HIER

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.