Fehlt, wird vermisst und – gesucht
Vor 25 Jahren starb Heinrich Böll
Er starb, herz-, leber- und gefäßkrank, überraschend am Morgen nach der Entlassung aus der Klinik. Der Sarg mit dem Toten wurde im Bibliothekszimmer aufgestellt, und einen Moment überlegte die Familie, ob man nicht ein Foto machen sollte. Der Gedanke wurde rasch verworfen. Die den Leichnam sahen, einige wenige, sahen einen Erschöpften, einen, dessen Kraft restlos aufgebraucht war. Zur Beisetzung in Bornheim-Merten, die nur im kleinen Kreis stattfinden sollte, kamen viele, und Günter Grass, der mit den Söhnen, mit Lew Kopelew und Günter Wallraff den Sarg trug, drückte im Nachrufgedicht aus, was sie alle dachten: »Trat hinter sich, hinterließ / und fehlt seitdem, / wird vermißt und gesucht …«
Erst vor einem guten Jahr hat Grass noch einmal an diesen Tod im Juli 1985 erinnert und an den »friedfertig streitbaren Mann«, mit dem er zwar nicht befreundet, der ihm aber immer sehr nah war, nah durch den »Zweifel am Bestehenden« und weil er einen »Begriff von Freiheit« vertreten hatte, »der sich nicht auf die Marktwirtschaft beschränkte«. Für Böll ist es ein weiter Weg dahin gewesen. Geboren 1917, hat er sich am Anfang von den meisten seiner Generationsgefährten kaum unterschieden. Als er die Wehrmachtsuniform anzog, war die Sehnsucht nach einem Fronterlebnis noch stark, der Glaube an den »Endsieg« unerschüttert. Erst später, 1944, kam die Ernüchterung und das Geständnis, »dass dieses, der Krieg, nicht unser Leben ist«. Verwandelt, fest entschlossen, Schriftsteller zu werden, kam er zurück nach Köln, in die Stadt der Trümmer, des Hungers, der Tristesse, der Onkel-Ehen. Er machte sie zum Schauplatz seiner Erzählungen und Romane.
Die...
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