Mutter Ganga in Nöten

Indiens größter Strom ist Heiligtum, aber auch Kloake der Nation

  • Hilmar König
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Mit neuen Ideen und viel Geld rückt Indien der Verschmutzung seines heiligsten Stromes zu Leibe. Oberpriester und Umweltaktivist Veer Bhadra Mishra hat für sein Bioreinigungsprojekt endlich Gehör gefunden.

Der Ganges bei der Pilgerstadt Varanasi. Zwei Millionen Menschen nehmen hier jährlich an rituellen Ganges-Bädern teil. Von vielen bleibt etwas zurück, was der als heilig verehrte Strom auf die Dauer nicht verkraften kann.
Der Ganges bei der Pilgerstadt Varanasi. Zwei Millionen Menschen nehmen hier jährlich an rituellen Ganges-Bädern teil. Von vielen bleibt etwas zurück, was der als heilig verehrte Strom auf die Dauer nicht verkraften kann.

Nacht liegt über dem Dasashwameda Ghat am Ufer des Ganges in Varanasi. Zeit für die »Ganga Mahaarti«, das religiös-kulturelle Programm zur Verehrung der Mutter Ganga, des heiligsten aller Flüsse Indiens. Voller Erwartung eine große Schar ausländischer Zuschauer und hinduistischer Pilger auf den Badestufen, den Ghats, die zum Fluss hinab führen, und auf ungezählten Booten, umgeben von flackernden Lichtern, die in kleinen Blätterschalen im Wasser treiben. Sieben Jünglinge betreten eine Bühne und beginnen die »Show«: Sie schwingen Räuchertöpfe, lassen Leuchter mit Öllämpchen kreisen, heben und senken im Takt große Büschel aus Riedgras. Zum Finale des einstündigen Opfer- und Reinigungsrituals verschaffen sich Muschelhörner Gehör. Schließlich gewinnt rasender Trommelschlag die Oberhand. »Jai Ganga Mata ki«, jubelt die Menge fast ekstatisch: »Es lebe Mutter Ganga!« Ein frommer Wunsch.

Jeder Gläubige nimmt sich nach dem Besuch am Strom ein Ge...


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