Grüne Energie für Griechenland
Im Land der Sonne und des Windes kann man auf Kohle verzichten
Man könnte meinen, grünes Wirtschaftswachstum und Ausbau Erneuerbarer Energien sind für Griechenland, über dem immer noch das Damoklesschwert des Staatsbankrotts schwebt, viel zu teuer. Eine von der griechischen Sektion Umweltstiftung WWF in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsuniversität Athen ausgearbeitete Studie zeigt nun auf, dass sich Ökologie durchaus rechnet.
Untersucht wurden der angestrebte Ausbau erneuerbarer Energien auf 35 Prozent der Stromerzeugung, Maßnahmen zur Energieeinsparung in Gebäuden und eine Verbesserung der Energieeffizienz im Verkehrswesen.
Der Studie zufolge wären für all diese Ziele bis zum Jahr 2020 Investitionen in Höhe von etwa 27 Milliarden Euro nötig. Diese Kosten würden jedoch durch Gewinne und Energieeinsparung mehr als ausgeglichen. Jedem in Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien investierten Euro stünde ein Gewinn von 2,4 Euro gegenüber. Den für die Gebäudesanierung veranschlagten elf Milliarden entspräche eine Einsparung von Energiekosten von etwa 17 Milliarden Euro, den Aufwendungen für den öffentlichen Nahverkehr in Höhe von einer Milliarde Euro stünden Einnahmen in mindestens gleicher Höhe gegenüber, und die Kosten für energiesparenderes Fahrverhalten seien vernachlässigbar. Hinzu kämen Arbeitsplätze in einer nationalen Industrie für erneuerbare Energien.
Angesichts des hohen staatlichen Defizits schätzt die Studie die Möglichkeiten für die staatliche Finanzierung eines solchen Programms allerdings als ausgesprochen schwierig ein. Deswegen wird vor allem auf private Investoren gesetzt. Vom Staat fordert die Studie weniger Finanzspritzen, als vielmehr die Bereitstellung eines umfassenden Planes für den Aufbau erneuerbarer Energien inklusive der gesetzlichen Regelungen.
Dies dürfte sich auch mit der Planung der griechischen Umweltministerin decken, wonach bis zum Jahr 2020 zwanzig Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden, beim Strom sogar zu 40 Prozent. Derzeit werden trotz reichlich Sonne und Wind 4800 Megawatt Leistung von Braunkohlekraftwerken bereitgestellt. Die soll bis 2030 halbiert werden. Das Ministerium schätzt die Kosten für die notwendige Umstellung auf Erneuerbare Energien auf etwa 22 Milliarden Euro. Konkret plant Ministerin Tina Birbili neue Windkraftwerke mit einer Leistung von 6000 Megawatt, Photovoltaik-Anlagen mit 2500 Megawatt und Biomassekraftwerke mit 250 Megawatt Leistung.
Einheimische Fachleute bezeichnen die Ziele skeptisch als sehr ehrgeizig. So werden in Griechenland derzeit erst etwa 1000 Megawatt Strom mit Windkraftanlagen erzeugt. Um die gesteckten Ziele zu erreichen müssten pro Jahr Anlagen mit mehr als 1000 Megawatt Leistung ans Netz gehen. 2009 waren es nur wenig mehr als 100 Megawatt.
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