Macht. Armut. Elend. Gerechtigkeit
Ingrid Becker-Ross-Troeller über die filmische Botschaft ihres 2003 verstorbenen Mannes Gordian Troeller
Gordian Troeller (1917 bis 2003) hat fast alle Freiheitsbewegungen der »Dritten Welt« journalistisch begleitet. Seine Witwe Ingrid Becker-Ross-Troeller hat seit 1976 mit Troeller 35 Filme für das deutsche Fernsehen gedreht und jetzt die Autobiografie von Gordian Troeller herausgegeben (»Antifaschist. Anarchist. Journalist. Gordian Troeller berichtet«. 206 Seiten, 14,90 Euro). Martin Lejeune sprach mit ihr über die Arbeit und die Intention ihres Mannes.
ND: Sie haben zusammen mit Ihrem verstorbenen Mann viele Länder bereist und haben dabei Menschen getroffen, die unter denkbar schlechten Bedingungen leben und überleben müssen. Was ist der Unterschied zwischen Armut und Elend?
Armut ist relativ und sieht in jeder Gesellschaft anders aus. Menschen in Armut verfügen über alles Lebensnotwendige. Aber im Vergleich zu anderen Gruppen ihrer Gesellschaft ist das Konsumniveau sehr eingeschränkt. Sie haben jedoch noch ausreichenden Handlungsspielraum und können ein positives Selbstbild aufrecht erhalten. Ihre Menschenwürde wird nicht angetastet. Im Elend dagegen leidet man am materiellen Mangel, fühlt sich bedroht und entwickelt Minderwertigkeitsgefühle. Der Handlungsspielraum ist so eingeengt, dass eine gesunde körperliche, geistige und psychische Entwicklung sowie die Möglichkeit, eine gleichwertige Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen, gefährdet ist. Das Elend deformiert die Menschen psy...
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