Impfstoff gegen Aids nicht in Sicht
Wissenschaftler wollen Erkenntnisse schneller austauschen
Wien (epd/dpa/ND). »Es ist unmöglich zu sagen, wie lange die Wissenschaft brauchen wird«, sagte der Mediziner Seth Berkley, Gründer der Internationalen Impfstoff-Initiative, auf die Frage nach einem Impfserum. Als vielversprechend hob Berkley den ersten klinischen Test eines Impfstoffs in Thailand im vergangenen Jahr hervor, der Wirkung an Menschen zeigte. Allerdings habe der Schutz der Substanz RV144 nur 31 Prozent betragen. »Das ist für einen Impfstoff zu wenig.« Von großer Bedeutung ist Wissenschaftlern zufolge auch die Entdeckung bestimmter Antikörper, die HI-Viren ausschalten können, und die Übertragung von Genen durch Knochenmarktransplantation.
Die Aids-Viren gelten als sehr trickreich, weil sie sich vielfach verändern und lange Zeit inaktiv in Zellen oder Organen des menschlichen Körpers verstecken können. Berkley sprach von einer Renaissance der Aids-Impfstoff-Forschung. Er plädierte für mehr klinische Tests an Menschen.
Über die Initiative Global HIV Vaccine Enterprise, die von 30 Institutionen getragen wird, wollen Forscher Erkenntnisse schneller austauschen. Der frühere UNAIDS-Direktor Peter Piot erklärte, ohne Schutzimpfung könne die Aids-Epidemie nicht besiegt werden.
In Osteuropa und Zentralasien breitet sich derweil eine verdeckte Aids-Epidemie vor allem unter Kindern und Jugendlichen aus. Davor warnt UNICEF in einem Bericht, der am Montag bei der Tagung in Wien vorgelegt wurde. Nirgendwo auf der Welt steige die Rate der HIV-Infektionen so dramatisch wie in dieser Region. Die UN schätzten die Zahl der HIV-Infizierten dort auf 1,5 Millionen – 2001 waren es 900 000. »Die Gesundheits- und Kinderschutzsysteme in den 27 Ländern der Region haben im Kampf gegen Aids weitgehend systematisch versagt.« In Russland gebe es seit 2006 in einigen Gebieten einen Anstieg der Gesamtzahlen um 700 Prozent.
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