Versteckte Geschichten

Im Schloss Marquardt bei Potsdam wird internationale Kunst präsentiert

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
»Food« vom polnischen Künstler Wilhelm Sasnal
»Food« vom polnischen Künstler Wilhelm Sasnal

Angenehm kühl ist es in den Räumen von Schloss Marquardt bei Potsdam in diesen heißen Tagen. Doch das sollte nicht der einzige Grund für einen Besuch sein. Bis zum 12. September lädt das Kunstprojekt Rohkunstbau mit Bildern, Filmen und Installationen zum Schauen, Staunen und gelegentlich auch zum Gruseln ein. Seit 1994 machen die Festivalmacher alte Schlösser in Brandenburg zum Kunsterlebnis. »Atlantis – versteckte Geschichten« lautet dieses Jahr das Oberthema für die zehn Arbeiten von Künstlern aus aller Welt.

Eher heiter werden die Besucher mit Pferden, Nymphen und einer Wasserquelle begrüßt. Die marokkanische Künstlerin Wafae Ahalouch el Keriasti will damit ein Motiv von Platons »Kritias« visualisieren. Man kann das Kunstwerk auch ohne seinen theoretischen Überbau einfach lustig finden. Das wird bei Mat Collishaws Videoinstallation »Vanitas« schon schwerer, wenn einem beim Betrachten eines alten Spiegels ein Totenkopf entgegenblickt.

Das Lachen vergeht einem spätestens beim Betrachten von »Evader«. Der israelische Künstler Ori Gersht zeichnet in dem Video auf zwei Leinwänden den letzten Fluchtweg des deutsch-jüdischen Philosophen Walter Benjamin vor den Nazis nach. Ein älterer Mann stapft schwer atmend durch unwirtliches Gelände. Dann sind Bilder vom heutigen Tourismusort Portbou zu sehen, wo sich Walter Benjamin am 26. September 1940 das Leben nahm. Mit dem Thema Flucht hat sich Gersht, dessen Eltern sich vor den Nazis in einem Wald in der Ukraine versteckten, bereits in seinen früheren Arbeiten beschäftigt.

In eine ganz andere Atmosphäre führt uns Niklas Goldbach mit seinem Video »Mandala«. Er zeigt die routinierten Bewegungen des Personals im Berliner Luxushotel gleichen Namens. Selbst das Lächeln wird auf Knopfdruck ein- und wieder ausgeknipst, wenn sich die Personen unbeobachtet glauben. Man verlässt diese schöne, neue Welt, um sich in einer von Stefan Roloff gestalteten dunklen Kapelle wiederzufinden. Die Kirchenfenster im gotischen Stil sind Videos, in denen Menschen aus verschiedenen Ländern Europas in ihrer Sprache kommunizieren. In zwei Räumen präsentiert die Turiner Künstlerin Elisa Sighicelli historische Motive in ihren berühmten Lichtkästen.

Nach dem Besuch der Ausstellung ist ein Spaziergang im großen Park von Schloss Marquardt mit seinem See empfehlenswert.

Ausstellung XVII. Rohkunstbau ist bis 12. September geöffnet, freitags 14-19 Uhr, samstags und sonntags 12-19 Uhr

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