Stadtumbau droht Schrumpfung
Die Stadtumbauprogramme Ost und West gelten als Erfolgsgeschichte: 212 Millionen Euro flossen seit 2002 in Berlin in den Abriss von zumeist leer stehenden Plattenbauwohnungen und die Aufwertung von Wohnvierteln, um sie sozial zu stabilisieren Damit könnte es bald vorbei sein, wenn die Bundesregierung ihre Mittel für die Städtebauförderung wie geplant um die Hälfte kürzt. Etwa 30 Prozent der in Berlin für den Stadtumbau eingesetzten Gelder stammen vom Bund. Berlins Baustaatssekretärin Hella Dunger-Löper kritisierte deshalb gestern während einer Ausstellungseröffnung zu den Ergebnissen des Stadtumbaus die Streichliste des Bundesbauminister als »kontraproduktiv für die Bewältigung städtischer Problemlagen«. Sollte sie vom Bundestag beschlossen werden, hätte dies drastische Auswirkungen auf die soziale Stadtentwicklung in Berlin.
Laut Dunger-Löper profitieren von den Stadtumbauprogrammen rund 600 000 Berliner in 14 Fördergebieten. Zu den Vorzeigeprojekten, die auch in der Ausstellung der Stadtentwicklungsverwaltung gezeigt werden, gehören die »Ahrensfelder Terrassen« in Marzahn, wo Elfgeschosser zu Blocks mit drei bis sechs Etagen schrumpften. Von knapp 1700 Wohnungen blieben rund 450 übrig. Insgesamt wurden 4400 Wohnungen und 200 nicht mehr benötigte Gemeinbedarfseinrichtungen, insbesondere Schulen und Kitas, abgerissen und dafür neue Frei- und Spielflächen gestaltet. Als gelungene Stadtumbau-Projekte gelten auch die Gestaltung der Lohmühleninsel in Kreuzberg und die Erweiterung der Kita St. Elisabeth in der Rosenthaler Vorstadt in Mitte. Zu den Stadtumbaugebieten West gehört das Kreuzberger Spreeufer, das heute noch von Industriebrachen blockiert wird und laut Dunger-Löper mit den gründerzeitlichen Quartieren vernetzt und zugänglich gemacht werden soll. Jüngste Stadtumbauquartiere sind das Märkische Viertel und der Pankower Ortsteil Buch.
Abrisse soll es künftig nicht mehr geben. Die Stadtentwicklungsverwaltung will die Städtebaumittel stärker mit denen anderer Förderprogramme bündeln. Sie sollen auf fünf Problemgebiete konzentriert werden, die die Senatsverwaltung »Aktionsräume plus« nennt. Dazu gehören Marzahn-Hellersdorf, Neukölln-Nord, Kreuzberg, Wedding/Moabit und Spandau. In ihnen lebt ein Viertel der Berliner. Das Geld dafür solle zu etwa 60 Prozent aus den Fördertöpfen des Bundes kommen.
Ausstellung im Dienstgebäude der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Württembergische Straße 6, 10 707 Berlin; bis 19. 8. mo. bis fr. jeweils 10 bis 18 Uhr.
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