Lichtenberg setzt auf Klimaschutz
Neues Konzept soll Treibhausgase und Energieverbrauch senken
Lichtenberg ist den anderen Bezirken einen großen Schritt voraus: Das Bezirksamt hat jetzt als erstes in Berlin ein integriertes kommunales Klimaschutzkonzept beschlossen. Ein konkreter Plan, der 30 einzelne Maßnahmen enthält, soll in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Ziel ist es, das schädliche Treibhausgas CO2 zu reduzieren und den Energieverbrauch zu senken.
Ein Konsortium aus drei Berliner Unternehmen erarbeitete in den vergangenen neun Monaten das umfangreiche Konzept: Daten wurden recherchiert und ausgewertet, Kohlendioxid- und Energiebilanzen erstellt sowie Potenziale ermittelt. »Mit dem detaillierten Maßnahmeplan haben wir jetzt ein ganzes Bündel an Vorschlägen, das auf seine Umsetzung wartet«, sagte gestern Lichtenbergs Bau- und Umweltstadtrat Andreas Geisel (SPD).
Das größte Einsparpotenzial liege demnach bei den privaten Haushalten. Rund 58 Prozent des Lichtenberger Energieverbrauchs benötigt dieser Sektor. Bis 2020 soll es gelingen, diesen Verbrauch jährlich um ein Prozent zu senken. Um das zu erreichen, müsse zunächst die Lichtenberger Bevölkerung »intensiv und dauerhaft mit dem Thema lokaler Klimaschutz vertraut gemacht werden«, betont der Stadtrat. Dazu sind unter anderem öffentlichkeitswirksame Aktionen, Schulwettbewerbe und Infoveranstaltungen geplant. »Wir wollen das Interesse wecken«, erklärt Geisel.
Als zentraler Ansprechpartner wird im nächsten Jahr im Bezirksamt die Stelle Klimaschutzmanager/in geschaffen. Diese Person wird Vorhaben koordinieren, umsetzen, beraten und beispielsweise Fördermittel einwerben. Bereits die Erarbeitung des jetzt vorliegenden Konzeptes wurde vom Bundesumweltministerium mit 80 000 Euro gefördert – Lichtenberg gab noch 20 000 Euro dazu. »Wir nehmen damit in Berlin eine Vorreiterrolle ein«, sagt Geisel. Denn kein anderer Bezirk habe bislang für die Erarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes finanzielle Unterstützung vom Bund erhalten. Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und auch Steglitz würden zwar eigene Konzepte diskutieren, seien aber längst nicht so weit wie Lichtenberg, weiß der Umweltstadtrat.
Zu den aufgeführten Maßnahmen gehört auch eine spezielle Energieberatung für Leistungsempfänger. Das betreffe etwa 20 Prozent der Haushalte. Erfahrungsgemäß sei dort der Verbrauch von Strom und Wärme aufgrund von fehlendem Bewusstsein und mangelnder Kenntnis zum Energiesparen vergleichsweise hoch.
Angedacht ist ebenso die Errichtung einer Klimaschutzsiedlung. Neben der Bandbreite innovativer Technologien und hoher energetischer Gebäudestandards sollen zukunftsorientierte Versorgungsvarianten zum Tragen kommen. Die Eignung von drei Standorten in Karlshorst – an der Zwieseler Straße, an der Waldowallee und am Blockdammweg – will der Bezirk prüfen. Verschiedene Maßnahmen sollen bereits ab Herbst umgesetzt werden. Dazu zählt die Weiterentwicklung des Radwegenetzes. In den vergangenen viereinhalb Jahren sind in Lichtenberg 50 Kilometer neue Radwege entstanden: die Hälfte wurde neu gebaut, der andere Teil in Grünanlagen neu zugelassen.
Auf die Idee, ein Klimakonzept zu erarbeiten, brachte den Bezirk erst der Förder- und Trägerverein Energiekompetenzzentrum. Sieben hoch engagierte Mitarbeiter arbeiten beispielsweise ehrenamtlich an der Vision eines Energie-Anwender-Parks Lichtenberg.
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