Abschalten fällt schwer
ARD zeigt am Sonntag Dokudrama über den Cheflogistiker des Holocaust Adolf Eichmann
Die deutsche Spießerbrille, man muss sie tragen können: Oben schwarzes Horn wie zornige Augenbrauen, helleres darunter, dazu Linsen dick wie Panzerglas und zwischendrin mehr eine Brücke als ein Steg. Es sind die Sehhilfen einer uneinsichtigen Generation, blind gegenüber der jüngsten Vergangenheit. Herbert Knaup kann sie tragen, der Schauspieler hat dieses Fünfzigerjahregesicht mittleren Alters, seitlich von hängenden Mundwinkeln geschwollen, die Frisur aus der wachsenden Stirn nach hinten frisiert. Ein Bürokratengesicht, Adolf Eichmanns Gesicht, denn Herbert Knaup spielt, nein: er ist Adolf Eichmann.
Der Inbegriff des Gesinnungstäters aus Pflichtgefühl also; schon der Name geht durch Mark und Bein – so wie dieser Film. Zum wiederholten Mal widmet sich das Fernsehen dem Personal des Nationalsozialismus, Hitlers Helfern, Hitler selbst. Doch keiner reicht so verstörend nah ans Original wie »Eichmanns Ende«. Daran ändert auch der seic...
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