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Kein Stress nach dem Test

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

W er Prüfungsangst kennt, musste Mitleid mit den Banken empfinden. Was hatten sie zu erdulden! Außer dem Stress mit der Bankenaufsicht, dem Parcours durch Kurse, Rücklagen und Bilanzen kam der Stress der Öffentlichkeit. Es nervten die Spekulationen, wo der Bannstrahl auftreffen, welche Bank das Klassenziel verfehlen würde. Hinzu kam die nörgelnde Sorge der Kleinsparer, dass ausgerechnet ihre Bank zu den Weicheiern der Branche gehören könnte. Denn das endet mit Liebes-, sprich Kapitalentzug. So wird aus einem Gerücht eine wirkliche Krise.

Doch wie so oft bei Prüfungen – danach war alles gar nicht so schlimm.

Der Stresstest simulierte nicht den ernstesten aller Ernstfälle, das Überleben der Banken bei ins Bodenlose fallenden Aktienkursen, einer schweren Rezession, gar einer Staatspleite. Die Prüfungsfragen fielen milde aus. Und schon vorher war klar, dass von den 14 getesteten deutschen Banken allein die HRE durchfallen würde. Für sie wird schon eine Bad Bank geschaffen, dort kann sie künftig ihre Problempapiere entsorgen.

Bemerkenswert am Stresstest ist vor allem die anschauliche Demonstration, mit welch reibungsarmer Durchsetzungskraft die EU-europäischen Machtinstrumente mittlerweile agieren. Weniger, was die technische Seite der Prozedur angeht. Sondern vor allem, weil der Test einem fein ausgeklügeltem Plan folgte – so dass man nur ahnen kann, ob er vor allem der Beruhigung der Anleger und Investoren galt oder der erwünschten anhaltenden Wachsamkeit der Geldhäuser gegenüber den Risiken ihres Geschäfts. Ob die Banken einen echten Stresstest bestehen würden, das weiß man jedenfalls immer noch nicht.

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