Hochhuth will Berliner Ensemble weiter nutzen

Dramatiker präsentiert aktuelles Musical am Theater am Schiffbauer Damm

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Der Dramatiker Rolf Hochhuth will das Berliner Ensemble auch in Zukunft für eigene Produktionen nutzen. »Ich werde es tun«, kündigte der 79-Jährige am Mittwoch an. Ein Antrag auf die ihm zustehende Sommer-Bespielung des Theaters für das Jahr 2011 sei längst gestellt, sagte Hochhuth («Der Stellvertreter«).

Er ist über die Ilse-Holzapfel-Stiftung Eigentümer der Theater-Immobilie am Schiffbauerdamm, die er an das Land Berlin vermietet hat. Im vergangenen Jahr hatte sich Hochhuth einen erbitterten Streit mit Claus Peymann, dem Direktor des Berliner Ensembles, geliefert und ihm vorgeworfen, ihn für seine Sommer-Inszenierung nicht ins Haus zu lassen.

Am morgigen Freitag hat am Berliner Ensemble Hochhuths »Inselkomödie« als Musical mit prominenter Besetzung Premiere: Es spielen unter anderem der 106-jährige Johannes Heesters und Caroline Beil, dem breiten Publikum aus der TV-Dschungelshow »Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!« bekannt. Auch der langjährige »Lindenstraßen«-Wirt Kostas Papanastasiou steht auf der Bühne. Es sei »ein wahres Wunder«, dass er mit seinem Ensemble um Regisseur Heiko Stang und Komponist Florian Fries trotz diverser Schikanen spiele, meinte Hochhuth.

Im vergangenen Jahr liefen im Berliner Ensemble, wie auch dieses Mal, in der Sommerpause Bauarbeiten. Hochhuth habe außerdem eine Anmeldungsfrist nicht eingehalten, hieß es. Hochhuth zog damals vor Gericht und dann mit seiner Inszenierung »Sommer 14« entrüstet in ein Ausweichquartier.

Hochhuths »Inselkomödie oder Lysistrate und die NATO« wurde bereits 1974 uraufgeführt, für die Musicalfassung aber aktualisiert, wie Hochhuth sagte. Darin geht es frei nach dem antiken Stoff von Aristophanes um eine Gruppe starker Frauen. Die Damen um Lysistrate, gespielt von Caroline Beil, treten in einen Sex-Streik. So wollen sie erreichen, dass ihre Männer die Stationierung von NATO-Raketen auf ihrer idyllischen Insel verhindern. »Ich habe mir das immer gewünscht, mal im Musical mitzumachen«, sagte Beil.

Heesters habe »eine kleine Vorbei-Geh-Rolle« spielen wollen, sagte Fries. Der alte Herr mimt nun den Inselkönig. Und Papanastasiou spielt, natürlich, einen Wirt. Für Hochhuth ist das Thema seines Stücks heute aktueller denn je. Die NATO werde für Westeuropa angesichts ihrer Militärmanöver im Kaukasus zur immer größeren Gefahr, sagte er.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.