Vielleicht kein Gott ...
Bregenzer Festspiele: »Die Passagierin« von Mieczyslaw Weinberg
Natürlich entstanden trotz des berühmten apodiktischen Gebots auch nach Auschwitz noch Gedichte. Und natürlich kann man auch das unfassbare, beispiellose Grauen, kann Auschwitz auf die Bühne bringen. Man kann es sogar, wie sich jetzt bei der verspäteten szenischen Erstaufführung von Mieczyslaw Weinbergs Oper »Die Passagierin« in Bregenz gezeigt hat – wenn man die Perspektive der Täter einbezieht und sie nicht ins überhöht Monströse »entlässt«.
Dieses Phänomen, das beim Erscheinen von Jonathan Littells Roman »Die Wohlgesinnten« so kontrovers diskutiert wurde, hat der 1919 in Polen geborene und 1969 in Moskau verstorbene Komponist in seiner 1968 vollendeten Oper, also schon vor vierzig Jahren, mit einer auch heute noch spürbaren Vehemenz genutzt.
Den Rahmen der Oper liefern die Erinnerungen jener Lisa, der Ende der fünfziger Jahre, auf hoher See, durch die Begegnung mit einer Passagierin unvermittelt die Gespenster ihrer Vergangenh...
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