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Jeder Zehnte will sich das Rauchen abgewöhnen

Suchtbeauftragte plädiert für Belohnungen, weil Strafen den Betroffenen nicht helfen

  • Gudrun Janicke, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Horrorhinweise auf Zigarettenschachteln, Fotos kranker Organe, nach Zigarette riechende Kleidung: einen richtigen Raucher kann das alles nicht von einem Glimmstängel abhalten. Kein Wunder: Sie sind süchtig. Darum sind andere Mittel nötig.

Verbote richten nach Ansicht der Brandenburger Suchtbeauftragten Ines Weigelt nichts gegen Raucher aus. »Es handelt sich in der Regel um Süchtige, und da gelten andere Maßstäbe«, sagte sie. »Mit Bestrafungen oder drastischen Hinweisen auf die gesundheitlichen Gefahren für sie selbst und die Menschen in ihrer Umgebung ist nichts auszurichten.«

Mittlerweile wolle fast jeder zehnte Brandenburger mit dem Rauchen aufhören. Jeder zweite trage sich mit dem Gedanken, davon loszukommen und brauche dabei Hilfe. In Brandenburg rauchen nach offiziellen Angaben bundesweit die meisten Frauen und Männer im Alter von 18 bis 40 Jahren. Fast jeder vierte Erwachsene greift nach einer Studie täglich, fünf Prozent gelegentlich zu Tabak.

»Die Zigarette spielt damit eine herausragende Rolle in ihrem Leben. Dafür muss Ersatz gefunden werden«, forderte Weigelt. »Nikotin ist die am schnellsten wirkende Droge«, erinnerte sie. »Mit einer Zigarette belohnt sich der Raucher sofort oder beruhigt sich, wenn er unzufrieden ist.« Es sei schwierig, Raucher zu einem anderen Verhalten zu erziehen. »Auch Strafen nützen nichts.«

Feststellbar sei ein immer größerer Zusammenhang zwischen der sozialen Lage der Betroffenen und der Raucherquote. »Je höher die Bildung, desto seltener wird geraucht«, sagte Weigelt. Bereits in Schulen werde versucht, jungen Menschen das Laster abzugewöhnen.

Passivraucher brauchen jedoch einen besonderen Schutz, plädierte Weigelt für einen konsequenten Nichtraucherschutz. »Da darf kein Pardon gegeben werden.« Auch in Brandenburg ist seit Januar 2008 ein entsprechendes Nichtraucherschutzgesetz in Kraft. Weigelt riet davon ab, Raucher zu stigmatisieren, ihnen Mehrarbeit für Zigarettenpausen am Arbeitsplatz zu verordnen oder mit Lohneinbußen zu drohen. »Belohnungen können mehr ausrichten«, sagte sie. »Vielleicht sollten Unternehmen kostenlos ein Nikotinpflaster zur Verfügung stellen, um während der Arbeitszeit den Stressfaktor Sucht bei ihren Beschäftigten zu mindern«, schlug sie vor. »Doch das bedeutet Stress, den der Betroffene aushalten muss«, betonte die Suchtbeauftragte.

Wichtig sei, einen »Tag X« festzulegen und dann sofort die Kippen nicht mehr anzurühren. »Mit welchen Mitteln der Ausstieg erleichtert wird, sollte jeder für sich entscheiden«, bemerkte sie. Manch einer nutze das Internet, andere Ratgeber, Gruppentherapie oder Akupunktur. In Brandenburg gibt es seit 2001 ein Landesprogramm »Brandenburg rauchfrei« gegen Sucht. 2008 sind in Brandenburg rund 1370 Menschen an Lungen- oder Bronchialkrebs gestorben. Bundesweit werden 100 000 Todesfälle geschätzt, die mit dem Rauchen in Zusammenhang stehen.

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