Wenn die Ferien nicht enden wollen
Immer mehr Angebote helfen Eltern
Bremen. Wenn Lena-Marie morgens von ihren Eltern auf das Gelände des alten Campingplatzes am Bremer Uni-See gebracht wird, kann sie es gar nicht erwarten, bis es losgeht. »Tschüss, bis später«, ruft die Siebenjährige noch schnell ihrer Mutter Swantje Faltien zu und stürzt sich dann ins Sommerparadies. »Wir sind beide berufstätig und müssen die Ferien irgendwie überbrücken«, sagt die 38-jährige Faltien und ergänzt: »Ich bin froh, dass es hier das Camp gibt.«
Mit Baden, Basteln, Lagerfeuer, Spielen und Ausflügen gestaltet das Team um Leiterin Sabine Kaempfer in den Sommerferien über fünf Wochen ein naturnahes Erlebnisprogramm. Das Camp ist jeweils montags bis freitags von 7 bis 19 geöffnet und bietet damit berufstätigen Eltern flexible Betreuungszeiten. Plätze können wochenweise gebucht werden.
Reserviert für Arcelor
Das Bremer Sommercamp des Christlichen Vereins Junger Menschen läuft seit 2007 jährlich mit steigenden Teilnehmerzahlen. »Wir sind mit unserem Angebot in eine Lücke gestoßen«, bekräftigt Erzieherin Kaempfer. 40 Prozent des Kontingents haben sich Firmen wie der Stahlkocher ArcelorMittal und der Energieversorger SWB für Mitarbeiterkinder reserviert. Mit dem Angebot wollen sie angesichts des heraufziehenden Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt Beschäftigte halten, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssen. Ein Platz kostet 97 Euro pro Woche. Eltern, die sich das nicht leisten können, werden von einem Sponsor unterstützt.
Den entscheidenden Schub für den gegenwärtigen Boom der Camps leisten seit einigen Jahren lokale Bündnisse für Familien, von denen es laut Bundesfamilienministerium in Deutschland etwa 620 gibt. Oft arbeiten sie wie in Bremen als Agentur, bringen Nachfrage und Angebot zusammen.
Internationale Angebote
Große und kleine Unternehmen beteiligen sich, um Ferienaktionen auf die Beine zu stellen. So öffnet der Autobauer Daimler bis Mitte August in Wörth am Rhein seine Kinderstadt »Astropolis«. Die Barmenia-Versicherungen bieten in Zusammenarbeit mit der Natur- und Umweltstation in Wuppertal Ferienkurse für Mitarbeiterkinder. BASF organisiert für Beschäftigte in Ludwigshafen und Münster nationale und internationale Angebote.
Swantje Faltien arbeitet bei der Sparkasse in Bremen, die ebenfalls Camp-Plätze gebucht hat. Ihre Tochter holt sie regelmäßig gegen 16 Uhr wieder ab. »Warum bist Du schon da?«, begrüßt Lena-Marie etwas unwirsch ihre Mutter. Die strahlt: »Ich finde nichts besser, als Kinder abzuholen, die dreckig, aber glücklich sind.« Zu Hause wird geduscht, gegessen – und dann geht's müde und abgekämpft ins Bett. Morgen kommt das nächste Day Camp.
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