Schweinerei im Landtag

In Potsdam tummelt sich Schwarzwild auf dem Parlamentsgelände

  • Wilfried Neiße, Potsdam
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Brandenburger Landtag hat ein Problem mit Schweinen, genauer gesagt mit Wildschweinen, die auf das waldig-grüne Gelände auf dem Potsdamer Brauhausberg vorgedrungen sind. Sie wurden jetzt – so seltsam das klingt – den Landtagskatzen zum Verhängnis.

An alle Mitarbeiter des Brandenburger Landtags, die noch nicht Urlaub machen, sondern in Potsdam die Stellung halten, erging vor einigen Tagen ein Rundschreiben folgenden Inhalts: »Seit Kurzem kommen – bedingt durch die unmittelbare Waldnähe – Wildschweine auf unsere Liegenschaft. Zurzeit besteht Jagdverbot für weibliche Tiere. Nach Besichtigung durch den zuständigen Jagdpächter haben die Tiere genügend Auslauf und sind nicht gefährlich, solange sie nicht gereizt und keine Jungtiere von der Gruppe getrennt werden. Die Wildschweine können in den frühen Morgenstunden hier auf Nahrungssuche sein und ziehen sich vormittags wieder in den Wald zurück.«

Dazu muss man wissen, dass der Platzmangel im Parlamentsgebäude – bedingt durch die Tatsache, dass es seit der Landtagswahl 2009 wieder fünf Fraktionen gibt – den Umzug eines Teils der Verwaltung in einen Container erzwang. Wenn die Damen und Herren dort morgens zur Arbeit gehen, dann also im Bewusstsein, dass sie ihren Weg mit ungefährlichen Wildschweinen teilen. Ungefährlich in den meisten Fällen jedenfalls, nicht in allen. Der Gang über das sommergrüne Gelände erfolgt in der Hoffnung, dass die Frischlinge gerade nicht von der Bache getrennt sind beziehungsweise dass der Bache dies nicht so erscheinen möge. Den mittäglichen Marsch vom Verwaltungscontainer zur Kantine im Landtag absolvieren die Angestellten jetzt meist in Gruppen und in der Hoffnung, dass sich die Schweine an die Regel halten und sich tagsüber im benachbarten Wald verstecken. In besagtem Rundschreiben heißt es weiter: »Um die Tiere nicht besonders anzulocken, wird um die Einhaltung des allgemeinen Fütterungsverbotes gebeten. Die Hausmeister wurden angewiesen, ehemalige und vorhandene Futterstellen zu entfernen.«

Weil das nicht gleich verständlich ist, muss hinzugefügt werden, dass es schon immer streunende Katzen gab, die sich den Landtag erobert haben. Kurz nach der Wende wurde ihnen auch vom Hausmeister ein Häuschen gebaut, wo sie bei Regen unterkommen können. Und sie wurden von mitfühlenden Menschen gefüttert. In diesem Zusammenhang erreichte eine Mitarbeiterin der CDU-Fraktion, die sich der Katzen besonders angenommen und schon einige bei sich zu Hause aufgenommen hatte, die Botschaft, dass die Futterstelle und das Katzenhaus entfernt worden seien. Und alles nur der Schweine wegen.

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