Basisrente für Reisbauern

Thailands Landbevölkerung soll vom Staat ein soziales Netz bekommen

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 2 Min.
In Thailand könnte noch Ende dieses Jahres ein Rentensystem für Millionen zumeist arme Reisbauern beschlossen werden. Gegen einige im Vorentwurf des Gesetzes stehende Punkte regt sich bei den künftigen Nutznießern aber noch Widerstand.

Keine Frage: Ein Fortschritt wäre das Ganze im Prinzip schon. Eine allgemeine Alterssicherung ist in Thailand wie in den allermeisten Schwellenländern ein Fremdwort, lediglich Staatsbedienstete dürfen sich am Ende ihres Berufslebens auf eine meist eher bescheiden ausfallende Pension freuen. Gerade auf dem flachen Land hängen die Leute von der eigenen Familie ab, wenn sie einmal zu alt, krank und gebrechlich sind, um sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.

Regierung plant staatlich bezuschusste Fondslösung

Die Reisbauern, eine Mehrheit der dörflichen Bevölkerung, hat nun ein Gesetz im Blick, an dessen Grundgerüst gerade in Bangkok gefeilt wird. Wenn sie pro Jahr drei Prozent ihrer Einkünfte, also der Erlöse aus dem Verkauf der Ernte, in einen Fonds einzahlen, würde der Staat noch einmal die gleiche Summe drauflegen. Am Ende der Laufzeit stehe damit der Anspruch auf eine monatliche Rentenzahlung für den Rest des Lebens.

So weit, so gut. Doch der Entwurf hat zwei Kernpunkte, die den Aktivisten des nationalen Bauernverbandes »Thai Farmers Association« sauer aufstoßen. Dass das Renteneintrittsalter erst bei 65 Jahren liegen soll, halten die Vertreter aus allen 76 Provinzen, die sich zu Wochenbeginn in der nördlichen Region Phetchabun zu einer Beratung trafen, für unannehmbar. Eine große Zahl der avisierten Nutznießer des neuen Programms würde dann gar nicht mehr in den Genuss der Auszahlungen kommen. Durch harte Arbeit und oftmals schlechtere Gesundheitsversorgung als in der Stadt ist die Lebenserwartung in den ländlichen Gebieten nicht sehr hoch. Ob sie ihre erste Monatsrente tatsächlich noch erleben, würde für nicht wenige Bauern deshalb zweifelhaft erscheinen.

Nicht weniger umstritten ist der zweite Fixpunkt des Gesetzentwurfs. Der Anspruch auf die Rente soll erst dann bestehen, wenn wenigstens 15 Jahre lang eingezahlt worden ist.

Aktivisten fordern niedrigeres Eintrittsalter

Auf 55 Jahre wollen die Aktivisten das Eintrittsalter abgesenkt haben, eine Mindestzahlungsfrist solle es nach ihrer Meinung am besten gar nicht geben. Ob sich die Regierung auf eine Überarbeitung des Vorentwurfes einlässt, ist ungewiss. Drei Monate haben die Bauern allerdings Zeit, mit Protestaktionen auf ihre Argumente aufmerksam zu machen und auf der Straße Druck auf die Politiker zu erzeugen. Erst im November, so der Zeitplan, werde das Gesetz zur parlamentarischen Beratung und Abstimmung in seiner finalen Fassung fertig sein.

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