Sensoren für Senioren
In Kaiserslautern entwickeln Wissenschaftler ein System, das Ältere zu mehr Bewegung animieren soll
Kaiserslautern. Wenn Vladimir Hasko den Arm beugt, tut es ihm sein Alter Ego gleich. Auf einem großen Bildschirm sieht Hasko vor sich eine holzpuppenähnliche Animation, die eins zu eins seine Bewegungen kopiert. Und wenn Hasko ein paar Mal den Arm gebeugt hat, erscheint ein Lob auf dem Monitor – »Bravo!« Getestet wird ein neues Programm, das von Wissenschaftlern des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) mitentwickelt wird. Es soll ältere Menschen zur Bewegung animieren und Patienten bei der Reha unterstützen – kurz: ein digitaler Fitnesstrainer für Senioren.
In einem kleinen Raum im DFKI ist das System untergebracht. Hasko trägt fünf Sensoren am Oberkörper, die seine Bewegungen registrieren. Noch ist das System nicht ganz ausgereift, so sind die Sensoren bislang verkabelt. »Die müssen noch drahtlos werden«, sagt Daniel Steffen, der das europäische Forschungsprojekt mit dem Titel PAMAP am DFKI mitbetreut. Bis das System wirklich auf den Markt kommt, werden noch ein paar Jahre vergehen, das steht fest. 2011 soll es in Frankreich einen ersten Feldversuch geben.
Kontrolle von Fehlern
Zwei zentrale Funktionen hat das System. Zum einen kann es der Nutzer als Fitnesscoach nutzen, der ihm hilft, beweglich und fit zu bleiben. So kann er sich auf dem Bildschirm ein Profil seiner Bewegungsmuster anschauen und kontrollieren, ob er zu wenig gemacht hat oder gar zu aktiv war in letzter Zeit. Zum anderen soll es so die Reha von Patienten etwa nach einer Operation oder Verletzung unterstützen. Der Gedanke: Das System wird vom Arzt oder Physiotherapeuten gefüttert, der Patient kann dann zu Hause unter Anleitung und Kontrolle des Programms seine Übungen machen. Fehler soll das Programm gleich korrigieren. Beispiel: Als Hasko bei dem Versuch zu aktiv wird, erscheint auf dem Bildschirm der Hinweis »Sie haben ihre Schulter zu viel bewegt«. Die ermittelten Bewegungsdaten sollen in einer elektronischen Gesundheitsakte gespeichert werden, so dass sie später etwa vom Arzt ausgewertet werden können. Der kann dann daraus Diagnosen entwickeln oder den Erfolg von Therapien überprüfen, so das Ziel. Mit Hilfe des Systems könnten »Senioren ihre Gesundheit und Lebensqualität eigenständig und in ihrer gewohnten Umgebung verbessern«, erklärt Professor Didier Stricker, Bereichsleiter am DFKI in Kaiserslautern.
Unrealistisches Ambiente
In einer alternden Gesellschaft und angesichts wachsender Ausgaben für das Gesundheitssystem wäre ein solches System auch im finanziellen Interesse des Staates, könnte es doch Behandlungskosten senken. Steffen sieht sogar eine soziale Komponente in dem System. »Da kann sich die Oma dann zum Beispiel mit ihrer Enkelin aufs Sofa setzen und zusammen mit ihr die Übungen machen«, sagt der Wissenschaftler. Ein Fernseher soll als Abspielfläche reichen.
So realistisch die Figur auf dem Bildschirm die Bewegungen des Probanden nachahmt, an anderen Details muss noch gearbeitet werden, soll das Ganze authentisch wirken. So befindet sich die Figur auf dem Schirm in einem edel eingerichteten Penthouse, der Blick aus dem Fenster geht auf eine beeindruckende Skyline – ein Umfeld, wie es für Rentner in Deutschland wohl eher die Ausnahme als die Regel ist.
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