Stadtteilzentrum erhält Gnadenfrist
Biesdorfer Schloss noch bis Jahresende für Besucher offen
Lange hat es gedauert. Nun ist der Vertrag zwischen dem Land Berlin und der Stiftung Denkmalschutz Berlin unter Dach und Fach. Damit scheint der Wiederaufbau der 1945 durch einen Brand zerstörten zweiten Etage des Biesdorfer Schlosses so gut wie am Ziel. Finanzstadtrat Stefan Komoß (SPD) zeigt sich jedenfalls zuversichtlich: So sei mit Unterzeichnung die Voraussetzung für die Bewilligung der beantragten 3,75 Millionen Euro aus Brüssel gegeben.
Mit der Vereinbarung überlässt der Bezirk, Verwalter der landeseigenen Immobilie, während der Bauarbeiten den Denkmalschützern die über 140 Jahre alte nach Plänen Heino Schmiedens entworfene neoklassizistische Turmvilla in Alt-Biesdorf. Mit dem Geld und weiteren von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie bewilligten 3,5 Millionen Euro (der Bezirk steuert 250 000 Euro bei) soll das Vorhaben laut Komoß Ende Januar 2011 in Angriff genommen werden, sofern das Wetter mitspiele. Dass der im August von der Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten erwartete Bescheid positiv ausfallen wird, davon ist der Stadtrat überzeugt und stellt in Aussicht, dass anschließend die Bauplanungsunterlagen erstellt werden und die Ausschreibungen erfolgen könnten.
Mit dem Aufstocken des Obergeschosses sind aufwändige Innenarbeiten verbunden. Decken müssen versetzt, Wände verschoben, ein Aufzug installiert, das Kellergeschoss und die Eingangshalle vollkommen umgebaut werden. Nach Ende der zweijährigen Bauphase, voraussichtlich im Dezember 2012, soll das Schloss an das Land Berlin zurückgegeben und als Galerie »Bilderstreit« mit DDR-Kunst aus dem Beeskower Depot überregional touristischer Anziehungspunkt werden. Diese Idee machte es erst möglich, EU-Fördergelder für solch ein großes Projekt in Aussicht zu stellen. Neben einem Saal werden auch weitere Räume im Erdgeschoss für Ausstellungen und Veranstaltungen dienen. Zudem soll es regionale Kulturangebote geben, die laut Stadtrat vom Ball e.V., der das Stadtteilzentrum im Schloss betreibt, weiterhin koordiniert würden. Für den Galeriebetrieb seien hingegen noch keine Festlegungen getroffen worden. Nur soviel steht fest, dass sich ein Kuratorium mit namhaften Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft eigens damit beschäftigen wird, die Galerie bundesweit bekannt zu machen, um den Tourismus anzukurbeln. Auch die Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte – Schloss Biesdorf , die das Vorhaben auf den Weg gebracht hat, wird ebenfalls darin vertreten sein. Dass der Verein auch künftig eine wichtige Rolle spielen wird, steht für Komoß außer Frage.
Unklar ist noch, wo das Stadtteilzentrum künftig seinen Sitz haben wird. Auf jeden Fall soll es in Biesdorf in unmittelbarer Nähe des Schlosses sein. Bürgermeisterin Dagmar Pohle (LINKE) kümmert sich derzeit persönlich um ein Ausweichdomizil. Doch die Zeit drängt. Eigentlich sollte dem Ball e.V. im August gekündigt werden. Doch aufgrund der zähflüssigen Vertragsverhandlungen verschiebt sich der geplante Baubeginn. Und somit konnte dem Verein noch bis Ende des Jahres eine Gnadenfrist eingeräumt werden, bevor er dann endgültig das Feld räumen muss. Indes ist man über den Aufschub im Schloss nicht traurig. »Somit können wir den Bürgern wenigstens noch einen interessanten »Kulturherbst bieten«, freut sich Noch-Hausherr Peter Bielig.
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