Das Nein zur Malerei

Die Galerie Buchholz zeigt »Miami City Ballet« von Michael Krebber ganz ohne Tanz

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.

Auftakt seiner Reihe von »neuen« Ausstellungen soll sein, was Michael Krebber derzeit in der Galerie Buchholz zeigt. »Miami City Ballet« heißt sie, zitiert im Titel eine der renommierten US-amerikanischen Ballettcompagnien. Edward Villella, Gründer der Truppe und bis in die 1970er Startänzer in Balanchines New York City Ballet, ist auf der Einladungskarte zu sehen, wie er seine Hand betrachtet: als Projektion während eines Vortrags in Berlin, bei dem Krebber dieses Foto schoss.

Ziemlich verworren auch, was Krebber selbst eher ausweichend zur Ausstellung schreibt. Er möchte »spielen, dass es egal ist, was ich mache, ob es nach welchen Kriterien auch immer gut oder schlecht ist«, liest man, und: »Die Tatsache, dass ich mich hier Künstler nenne, genügt.« Im Internet findet man weitere Bekenntnisse. »Malerei kann es nicht sein, um das es da geht. Lassen, finde ich, sollte man es auch nicht.« Und weiter: »Ich wüsste nicht, wo was Neues jetzt hinführen könnte.«

Nicht leicht macht es dem Betrachter Krebbers Nihilismus. In Köln wurde er 1954 geboren, studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Markus Lüpertz, war dann Assistent bei Georg Baselitz und Martin Kippenberg, hat seit 1986 zahlreiche Einzelausstellungen bis nach Übersee, immer wieder in der Galerie Daniel Buchholz Köln. Deren Dépendance in Berlin zeigt nicht, wie der Titel assoziieren würde, Fotos vom Wirken des Miami City Ballet. Nicht nur diesem Thema verweigert sich Krebber, sondern einem Zusammenhang zwischen den Exponaten überhaupt. »Die Hundejahre sind vorbei (Broken Neon)« heißt eine Serie aus drei in Kisten liegenden gläsernen Schriftzügen. Ihr unterschiedlicher Demolierungsgrad steht diametral zur Semantik des Satzes. Die Kistendeckel lehnen an der Wand, nach allerorten ließe sich die Fracht bringen – und würde wohl überall denselben Widerspruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit treffen. Direkter zielt »Das politische Bild«, Öl auf Leinwand, von 1968/2010. Aus geborstenen Ziegeln formt sich darauf das Wort »Grundgesetz«, eine Mauer trennt eine Demonstration von Wohlstandsattributen. Doch auf dem Monitor steht »SHAME«, eine rote Fahne flattert, ein Atompilz ballt sich, das Zeichen der Friedensbewegung überklebt schießende Soldaten, am Galgen hängt eine Person mit Davidstern als Kopf, feiste Generäle feixen, eine Schutzmaske baut sich auf.

So konkret wird Krebber in den anderen Arbeiten, alle von 2010, nicht wieder. Vier widmen sich doch dem »Miami City Ballet«. Drei kleine Leinwände umhüllt halb ein gepunkteter Stoffüberzug in Orange, hat oben rechts einen diffusen Schwarzfleck. Der taucht an verschiedener Stelle auf drei weißen Leinwänden auf, da sogar gedoppelt und unscharf, wie ein falsch belichteter Tänzersprung sein könnte. Falls man denn einen Bezug zum Ausstellungstitel sucht. »I can be rented« ist ein in Raummitte thronender Würfel, als sei er die minimierte Kaaba in Mekka. Was dort schwarzer Meteoritenstein ist, ist hier ein mit Stoff verhülltes Holzteil; außer Ornamenten sieht man rosengesäumt die Abbildung eines Pfaus.

Kritische Töne kann man aus der Serie »INT« herauslesen. Wie ein tranchierter Fisch hängt ein mit Abstand sechsgeteiltes grünes Surfbrett an der Wand, und auch die drei Fragmente eines roten Surfboards auf dem Parkettboden, zersägt, lassen sich als beliebiger Protest gegen Fischsterben, Überfischung oder was immer deuten. Wenn man denn will.

Bis 21.8., Galerie Buchholz, Fasanenstr. 30, Telefon 88 62 40 56, Infos: www.galeriebuchholz.de

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