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Hort der Jugend
Als Klaus Farin Anfang der 1990er Jahre gemeinsam mit Eberhard Seidel-Pielen in seinem Buch »Krieg in den Städten« die damals aufkeimende Jugendgewalt beschrieb, betraten die Autoren Neuland. Statt aus dem akademischen Elfenbeinturm oder vom Redaktionsschreibtisch erfassten die Autoren die Hintergründe der Gewalt direkt auf der Straße. Erstmals kamen die jungen Menschen, die sich in den verschiedenen Subkultur-Szenen tummelten, selbst zu Wort. Was damals revolutionär war, ist heute banal: Ein Jugendforscher, der sich nicht ins Feld begibt, dessen Arbeit ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist.
Dass die Kärrnerarbeit, die Farin und die 28 zumeist ehrenamtlichen Mitarbeiter im Berliner Archiv der Jugendkulturen seit 1998 leisten, einen unschätzbaren Wert hat und in ganz Europa seinesgleichen sucht, hat sich in der Wissenschaft seit 1991 herumgesprochen – die Financiers aus Politik und Kultur haben die Bedeutung der einmaligen Kreuzberger Sammlung aber offenbar immer noch nicht begriffen. Sicher, der Berliner Integrationsbeauftragte hilft mit Mietzuwendungen, Projekte erhalten für den Umsetzungszeitraum Gelder. Doch für eine Hauptstadt, die sich als Metropole, auch der Jugend, begreift, ist es ein Armutszeugnis, einen solchen Hort der Geschichte der Jugend nicht stetig zu fördern.
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