Unsicherer Boden

Salzburger Festspiele: »Angst«

  • Roberto Becker
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Stefan Zweigs »Angst« (1920) ist kein Stück, sondern eine Novelle. Aber Textbearbeiter Koen Tachelet und vor allem Regisseur Jossi Wieler haben daraus eins gemacht. Und zwar nicht nur ein Kammerspiel vom Feinsten, sondern auch eins von heute. Anja Rabes hat dem bürgerlichen Heim alles Gemütliche, Bergende genommen. Offene Wände mit Schubkästen und einem Schlitz in Bodenhöhe, durch den man am Anfang nur die Füße von Irene und ihrem Liebhaber Eduard (Stefan Hunstein) sieht. Und sich den Rest denkt. Davor ein Dielenboden, der bald ziemlich wackelig wird, und drum herum ein Labyrinth aus Neonröhren. Mehr Raum braucht Wieler für sein Psychodrama nicht.

Als Stefan Zweig die Geschichte der Anwaltsgattin Irene schrieb, die mehr aus Lebensneugier oder Alltagslangeweile denn aus Ehe-Not ein Verhältnis eingeht, war das noch ein Ausbruch aus dem Rollenbild, bei dem es (nur) ...


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