Großer Ärger um die kleinen Zäune

Treptow-Köpenick entfernt Einfriedungen von »Straßengärtchen« / Andere Bezirken erlauben das

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 3 Min.
Solche Einfriedungen sind in Treptow-Köpenick nicht gern gesehen.
Solche Einfriedungen sind in Treptow-Köpenick nicht gern gesehen.

Die Berliner lieben ihre Bäume und kämpfen um sie, wenn die von Axt und Säge bedroht sind. Und sollte eine Fällaktion doch unumgänglich sein, hegen und pflegen die Bürger in allen Bezirken die übrig gebliebenen Baumscheiben am Straßenrand, liebevoll begrünt mit Pflanzen und Blumen. Ihre »Straßengärtchen« schützen sie dann mit Umrandungen aus Holz oder Metall – von Charlottenburg-Wilmersdorf bis Treptow-Köpenick. In diesem Bezirk gibt es allerdings großen Ärger um die kleinen Zäune. Das Tiefbauamt lässt die Umfriedungen im Kungerkiez umgehend entfernen.

Die Verantwortlichen sehen die Sicherheit gefährdet und berufen sich auf das Berliner Straßengesetz. »Die Umrandungen stellen eine Gefahrenstelle dar. Wenn etwas passiert, muss der Bezirk haften«, argumentiert Bernd Schmidt vom Tiefbauamt Treptow-Köpenick. Blumen und Pflanzen werden geduldet, fest stehende Umrandungen »beräumt«, wie es im amtlichen Deutsch heißt.

Das widerspricht dem Bürgersinn der Anwohner in der Karl-Kunger-, der Bouché- oder auch Kiefholzstraße. Schnell waren die Umrandungen wieder aufgebaut und ebenso schnell von Amts wegen erneut abgerissen. Nicht nur Luigi Lauer aus der Karl-Kunger-Straße ärgert sich darüber: »Die kleinen Einzäunungen sollen gegen Zertrampeln und Hunde schützen, werden aber vom Amt wieder entfernt. Was soll das? Die totale Entmündigung von Bürgern, denen ihr Kiez nicht egal ist? Alle freuen sich über die Begrünung.« Egal, das Tiefbauamt beruft sich auf das Berliner Straßengesetz.

Nun denkt man offensichtlich nicht in allen Bezirken so. In Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg können sogar Patenschaften für Baumscheiben übernommen werden. Und auf der Internetseite von Charlottenburg-Wilmersdorf heißt es: Grundsätzlich sollte auf eine Baumscheibeneinfassung verzichtet werden. Sollten dennoch Gründe für eine Einfassung sprechen, muss diese aus naturfarbenem Holz oder anthrazitfarbenem Metall sein und darf eine Höhe von 50 Zentimeter nicht überschreiten. Ähnliches gilt in Friedrichshain-Kreuzberg: »Um die Bepflanzung zu schützen, können Sie bis zu einer Höhe von 60 Zentimeter Einfriedungen um die Baumscheibe errichten, die in ihrer Art, Höhe und Gestalt den bereits vor Ort vorhandenen Einfriedungen entsprechen. Dort wird sogar darauf hingewiesen: Falls der Schutzzaun durch Vandalismus zerstört wird, ist von Ihnen unverzüglich für die Wiederherstellung bzw. Entsorgung des Zaunes Sorge zu tragen.«

Was andere Bezirke erlauben, lässt Treptow-Köpenick kalt. Hier bleibt man dabei: »Wir werden Umzäunungen von Baumscheiben weiterhin entfernen. Wir halten uns an das berlinweite Straßengesetz, wonach solche Einrichtungen nicht erlaubt sind«, betonte gestern Bernd Schmidt vom Tiefbauamt. »Eigentlich darf so etwas kein Bezirk dulden. Wenn was passiert, muss der das auf seine Kappe nehmen.«

Unterdessen bauen die Anwohner des Kungerkiezes ihre Baumscheiben-Schutzzäune wieder auf. Und Michael R. Schmitz von der Kungerkiez-Initiative hat auch schon frische Pflanzen gekauft.

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