Außen grau, innen bunt
Die Geburtsstation im Vivantes Klinikum am Urban wurde neu gestaltet
Im Kreißsaal des Vivantes Klinikums am Urban hört man ein Neugeborenes schreien. Der winzige Säugling wird von einer Hebamme im Tuch über den Flur getragen. Seine Augen sind zusammengekniffen. Als hätten sich die Eltern vom neuen Flair der Geburtsstation beeinflussen lassen, haben sie ihrer dunkelhaarigen Tochter den Namen Nur gegeben. Das ist Arabisch und bedeutet »Licht«.
Wer sich in das Innere des Neubaus im Klinikum – ein großer grauer Klotz, der in den 1970er Jahren errichtet wurde – hineinbegibt, wird positiv überrascht. Durch Umgestaltungsarbeiten, für die der landeseigene Vivantes Konzern rund 400 000 Euro investierte, wurde eine warme und freundliche Atmosphäre geschaffen. Die neu gestaltete Geburtsstation wurden gestern von Chefarzt Prof. Dr. Werner Mendling bei einem Rundgang der Presse vorgestellt.
In den fünf Entbindungsräumen soll auf die individuellen Bedürfnisse der gebärenden Frauen eingegangen werden. Vivantes setzt dabei auf Viel- anstatt der früheren Einfarbigkeit. In den Zimmern dominieren orange und grüne Farbtöne. An den Wänden hängen ein beleuchteter großer Kreis im Viereck, der per Knopfdruck seine Farbe verändert, sowie moderne Blumen- und Pflanzenbilder. Sie sollen laut Gestaltungskonzept der verantwortlichen Innenarchitektin »an unseren Einklang mit der Natur« erinnern. Je nach Stimmung der Frau kann auch das Licht gedimmt werden.
Zur Beruhigung vor dem großen Moment wurden neu gekachelte Entspannungsbäder eingerichtet. Zudem betont Werner Mendling die Wirksamkeit der Akkupunktursprechstunden während der Geburtsvorbereitung. Untersuchungen hätten ergeben, dass dadurch die Geburtsdauer bei Erstgebärenden um durchschnittlich zwei Stunden verkürzt werde. Allerdings kostet die Akkupunktur 21 Euro.
An jedem zweiten Dienstag im Monat können sich werdende Eltern bei einem Info-Abend ein eigenes Bild von dem umgebauten Kreißsaal machen. Die Reaktionen auf die Veränderungen seien bisher äußerst positiv gewesen, berichtet die leitende Hebamme Christiane Klöber. Viele Patienten, die das Klinikum am Urban noch vor den Umbauten kannten, hätten die neu gestalteten Räumlichkeiten als wesentlich gemütlicher empfunden.
Die Zahl der Geburten liegt hier im Vergleich mit den anderen Vivantes Kliniken im Mittelfeld. »16 Ärzte und 17 Hebammen betreuen rund 1200 Entbindungen im Jahr«, erklärt Mendling.
Die meisten Schwangeren, die sich für das Klinikum am Urban entscheiden, sind Kreuzbergerinnen. Die multikulturelle Realität des Stadtteils spiegelt sich auch auf der Geburtsstation wider. Viele Frauen sind türkischer oder arabischer Herkunft, Kopftücher sind keine Seltenheit. Das Klinikum hat sich auf die kulturelle Vielfalt eingestellt. Schweinefleisch werde aus Rücksicht auf die Muslime nicht mehr angeboten, sagt der Chefarzt. Einige Mitarbeiter haben selber einen sogenannten Migrationshintergrund und sprechen verschiedene Sprachen. Außerdem werden Ärzte und Hebammen speziell geschult, um dem multikulturellen Umfeld gerecht zu werden.
»In den Weiterbildungen geht es auch um den Umgang mit Krankheit, Geburt und Tod im Islam, Judentum, Christentum sowie bei den Buddhisten«, erzählt Christiane Klöber. Wenn ein Kind die Geburt nicht überlebe, werde der Beistand für die Eltern an der jeweiligen Religion ausgerichtet.
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