Geschichtskabinett und Einkaufsmeile
Mit einem Geschäftsstraßenmanagement soll die Karl-Marx-Allee aufgewertet werden
Als Europas längstes Wohndenkmal oder Schauplatz der dramatischen Ereignisse um den 17. Juni 1953 wird die Karl-Marx-Allee schon lange wahrgenommen. »Aber eben nicht als Einkaufsstraße, da fehlt ihr der Charakter«, sagt der Friedrichshain-Kreuzberger Wirtschaftsstadtrat Peter Beckers (SPD). Damit die Leute wieder gern über den Boulevard zwischen Frankfurter Tor und Alexanderplatz schlendern, soll es jetzt ein Geschäftsstraßenmanagement geben: Eine Agentur, die Ansprechpartner für die Gewerbetreibenden ist und Projekte ankurbelt, damit mehr Besucher in die Straße kommen.
Vor allem auf vier Bereiche soll sich die Arbeit konzentrieren. Dazu zählen die Verbesserung der Aufenthaltsqualität, die Vernetzung verschiedener Maßnahmen, die Schaffung neuer Parkplätze sowie gemeinsame Marketing-Aktionen. Für den Zeitraum von eineinhalb Jahren sei das Management ausgelegt, berichtet Beckers. Finanziert werde das Vorhaben mit EU-Fördergeldern. Inzwischen ist eine Ausschreibung gelaufen, bei der es fünf Bewerbungen gab. »Bis Anfang September entscheiden wir über den Zuschlag und dann geht es los«, erklärt der Wirtschaftsstadtrat.
Schließlich sind die 140 Gewerbetreibenden der Allee seit Längerem von der U-Bahn-Baustelle geplagt, bei der die BVG Tunneldecken sanieren lässt. Durch diese Mammut-Reparatur bleiben zusätzlich viele Lauf-Kunden weg, beschreibt Beckers die schwierige Situation der Händler und Gastronomen.
Aus seiner Sicht müssten deshalb dringend Werbemöglichkeiten geschaffen werden. An Bauzäunen oder an den Umleitungsstrecken beispielsweise. »Dazu gibt es Gespräche mit der BVG«, sagt Stadtrat Beckers.
Auch mit den Immobilieneigentümern ziehe man an einem Strang. Vor allem das Thema Ladenleerstand stehe ganz oben auf der Dringlichkeitsliste. Und es gibt erste Erfolge, wie Martina Wronna von der Aktiva-Hausverwaltung bestätigt. »Wir setzen auf Mieter mit besonderen Angeboten aus der Kunst- und Modelabel-Szene«, sagt sie. Wo vorher eine Bank war gibt es jetzt eine Architekturgalerie, nicht weit davon entfernt zogen zwei Kunstgalerien in ein ehemaliges Konfektionsgeschäft. Zu den Neuen gehören auch Verlage, Filmgesellschaften und Ärzte. Erschwert werde manche Vergabe durch die Denkmalschutzrichtlinien, betont Martina Wronna.
Im Gegensatz zu den Ladenlokalen gebe es kaum freie Wohnungen. Pro Block stünden nur ein bis zwei Quartiere leer, so die Aktiva-Mitarbeiterin.
Begehrt sind Stadtführungen durch die Karl-Marx-Allee mit ihren sieben- bis neungeschossigen Bauten, denen immer wieder »stalinistischer Zuckerbäckerstil« zugeschrieben wird. Das Gesamtensemble wird den Gästen oft von einer Dachterrasse präsentiert. Über den Wunsch vieler Touristen, auch mal eine Wohnung von Innen zu besichtigen, verhandeln gerade Hauseigentümer und Stadtführer. Wie die Idee einer »Besichtigungswohnung« allerdings umgesetzt wird, steht noch nicht fest.
Für Wirtschaftsstadtrat Peter Beckers ist es wichtig, Magneten zu schaffen, damit Besucher Gründe haben, anzuhalten: Er denkt dabei unter anderem an eine gemeinsame Weihnachtsbeleuchtung der Händler sowie an die Eröffnung eines Computerspielemuseums.
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