Doppelt so hohes Gehalt wie die Bundeskanzlerin

Manager der landeseigenen Unternehmen bekamen auch im Krisenjahr 2009 verbesserte Bezüge

  • Burkhard Fraune, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

In den Chefetagen der Berliner Landesunternehmen sind die Gehälter auch im Krisenjahr 2009 gestiegen. Ein Vergleich unter rund 30 Spitzenmanagern durch die Nachrichtenagentur dpa ergab ein durchschnittliches Plus von 2,5 Prozent. Teilweise gab es kräftigere Zuschläge: Messe-Geschäftsführer Raimund Hosch verdiente 499 000 Euro (plus 8 Prozent), sein Co-Geschäftsführer Christian Göke 398 000 (plus 7 Prozent). Normalbürger konnten davon nur träumen: Bundesweit sind die Durchschnittsgehälter laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr zurückgegangen – erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik.

Spitzenverdiener in Landesunternehmen gibt es auch bei der Flughafengesellschaft, wo die beiden Geschäftsführer zusammen knapp 800 000 Euro bekamen, sowie im Vorstand der Investitionsbank Berlin und beim Klinikkonzern Vivantes. Mit jeweils mehr als 300 000 Euro im Jahr folgen die Chefs der Verkehrsbetriebe, der Wasserbetriebe und der Stadtreinigung.

Der Steuerzahlerbund Berlin hält die Einkommen für mehr als üppig. »Gehälter, die sich weit oberhalb der Bezüge der Bundeskanzlerin bewegen, sind für die Chefs kommunaler Unternehmen mit höchstens ein paar tausend Mitarbeitern nicht zu rechtfertigen«, sagte der Vorsitzende Alexander Kraus mit Blick auf Angela Merkels Jahresgehalt von rund 250 000 Euro. Die meisten Landesunternehmen erbrächten schlicht staatliche Dienstleistungen der Daseinsvorsorge. Da dürften die Chefs nicht mehr verdienen als die zuständigen Senatoren. Diese verdienten in etwa so viel wie Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz, der 130 700 Euro kassierte.

Wirtschaftsstaatssekretärin Almut Nehring-Venus (LINKE) rechtfertigte die kräftigen Gehaltssteigerungen bei der Messe. In einer Stellungnahme für die dpa schreibt sie in Vertretung des Senators und Messe-Aufsichtsrats Harald Wolf (LINKE) von einer »außerordentlich positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens und der Übererfüllung von unternehmerischen Zielen«. Die Messe hatte den Umsatz verglichen mit 2007 um 13 Millionen Euro auf 157,5 Millionen Euro gesteigert; der Überschuss lag bei 200 000 Euro.

Kräftig zulegen konnte auch Dieter Puchta, der frühere Chef der Investitionsbank Berlin – zumindest rechnerisch. Puchta, bis Ende August 2009 Vorsitzender, erhielt für diese acht Monate 373 000 Euro. Hochgerechnet auf zwölf Monate ergibt sich ein Plus von gut neun Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem Puchta 511 000 Euro erhielt. Auch hier verweist der Senat auf den Unternehmenserfolg. Die Zahl derer, die weniger bekamen, war 2009 überschaubar: Bei der Klassenlotterie Berlin etwa und der Wohnungsbaugesellschaft Degewo sanken die Bezüge leicht. Joachim Bovelet, Chef des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes, verdiente mit 429 000 Euro etwa fünf Prozent weniger, weil der variable Teil sank.

Dafür legten die anderen Vivantes-Geschäftsführer kräftig zu: Personalchef Manfred Rompf erhielt 324 000 Euro (plus 11 Prozent), Finanzchef Peter Schnitzler 325 000 Euro (plus 20 Prozent). Die Finanzverwaltung begründet das mit erfolgsabhängigen Vergütungen. Rompf und Schnitzler wurden erst im Lauf des Jahres 2007 Vorstände. Als im nächsten Jahr abgerechnet wurde, bekamen sie nur einen Teil des Kuchens. 2009 wurden sie voll beteiligt.

Für den Steuerzahlerbund ist aber nicht der Zuwachs, sondern allein schon die Höhe der Chefbezüge in vielen Landesunternehmen völlig überzogen. »Dass man bei Messe und IBB auch etwas verdient, ist vielleicht am ehesten gerechtfertigt«, sagte Kraus. »Da nähert man sich von den Aufgaben her am ehesten der Privatwirtschaft an.« Anders sei das beispielsweise bei den Wohnungsbaugesellschaften, wo der Verband weitere Schwierigkeiten sieht: »Die Gehälter dort sind auch deshalb problematisch, weil sie viele Posten nur bekommen, wenn sie sich in einer Partei verdient gemacht haben.«

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