Befreite Sexualität auf Rezept

Vor 50 Jahren kam die »Antibabypille« auf den US-amerikanischen Markt / Mit »Enovid« und »Anovlar« veränderte sich das Liebesleben ganzer Generationen

Fünf Jahrzehnte nach ihrer Markteinführung ist die Pille das beliebteste Verhütungsmittel in der westlichen Welt. Auch in Deutschland benutzen mehr als die Hälfte aller 20- bis 44-jährigen Frauen orale Ovulationshemmer, um sich diskret und sicher vor einer Schwangerschaft zu schützen.

Es wäre einer der größten Triumphe der Menschheit, schrieb einst Sigmund Freud, wenn es gelänge, Sexualität und Kindererzeugung zuverlässig voneinander zu trennen.

Einen frühen Versuch, dies auf chemischem Weg zu bewerkstelligen, unternahm 1921 der Innsbrucker Physiologe Ludwig Haberlandt. Im Tierexperiment konnte er nachweisen, dass die Einnahme von Extrakten des Gelbkörpers eine vorübergehende hormonale Sterilisation bewirkt. Doch erst in den dreißiger Jahren gelang es, aus dem Gelbkörper reines Progesteron und damit ein Hormon zu gewinnen, welches wie ein körpereigenes Verhütungsmittel wirkt. Allerdings geht dessen Aktivität bei oraler Aufnahme verloren. Forscher suchten daher verzweifelt nach einer Substanz, die auch dann verhütend wirkt, wenn man sie schluckt. 1951 wurde der in Wien geborene Chemiker Carl Djerassi fündig. In einem kleinen Labor in Mexiko synthetisierte er den ersten Wirkstoff für die hormonale Verhütung: Norethist...


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