Diese verrückte Stadt
Berlinische Galerie: die spitze Feder Karl Arnold
Die Festgesellschaft erinnert an Loriot: Wie sie sich da mit ihren teigigen Physiognomien lümmeln auf ihren eleganten Freischwingern und teilnahmslos einer theatralisch vortragenden Dame mehr beiwohnen als lauschen. In kuriosem Kontrast zum stilvollen Mobiliar steht ein Kerzenengel aus dem Erzgebirge. Mit spitzer Feder hat Karl Arnold 1930 in seinem Blatt »Festrede« die Neigung vieler Zeitgenossen, in der Adventszeit sentimentale Texte unters Volk zu bringen, aufgespießt. Seine in den 20er Jahren entstandenen Karikaturen waren zur Reproduktion in Zeitschriften und für ein breites Publikum bestimmt, lebten also von ihrer treffenden Wirkung und Verständlichkeit. Dabei standen dem Künstler, der 1883 in Neustadt bei Coburg zur Welt kam, viele Spielarten zu Gebote: von der ätzenden Satire über den ironischen Kommentar bis zum unterhaltsamen Witz. Titel und Bildunterschriften, die er stets selbst erfand, waren wesentliche Ergänzungen seiner ...
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