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Fairness im Einkaufswagen

Bewusstsein der Berliner für gerecht gehandelte Produkte wächst / Aktionswoche ab 13. September

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 4 Min.
A Janela in Berlin-Wilmersdorf bietet auch faire Fußbälle an.
A Janela in Berlin-Wilmersdorf bietet auch faire Fußbälle an.

Bunte Tassen aus Ecuador, Puppen von den Philippinen, handgefertigter Schmuck aus Kenia. Daneben füllen Kaffee, Nüsse, Tee, Schokolade und Säfte die Regale des Weltladens A Janela in Berlin-Wilmersdorf. A Janela ist einer von 16 Weltläden in Berlin, die fair gehandelte Produkte verkaufen, um den Menschen aus den Ländern des Südens einen würdigen Lebensstandard zu ermöglichen. Besonders in den letzten Jahren ist der Verkauf von fairen Produkten in Berlin gestiegen. Die Hauptstadt liegt damit im bundesweiten Trend.

Der Weltladen A Janela (portugiesisch für Fenster) ist im November 1999 von einer Aktionsgruppe der katholischen Gemeinde St. Ludwig gegründet worden. »Wir haben nach dem Gottesdienst in der Kirche fair gehandelte Produkte verkauft, das lief sehr gut, dann kam uns vor elf Jahren die Idee, einen Laden zu eröffnen, der nicht nur Kirchengängern die Möglichkeit bietet, diese Produkte zu erwerben«, erklärt Judith Siller, Mitgründerin und Leiterin des Geschäfts. Damit die Produzenten in den Herkunftsländern vom Verkauf leben können, arbeiten die rund 20 Mitarbeiter ehrenamtlich.

»Der Laden läuft nicht schlecht, in den letzten Jahren ist der Umsatz kontinuierlich gestiegen, im letzten Jahr um 7,8 Prozent«, so Siller. Trotzdem reichen die Umsätze nicht, um sich oder die Mitarbeiter zu bezahlen. Paradox, denn Produkte mit dem Gütesiegel »Fair Trade« garantieren gerechte Arbeitsbedingungen. Doch beim fairen Handel geht es eben um mehr als »nur« um Geld. »Wir machen das hier aus Überzeugung und nicht, um Profit zu machen.« Dennoch wünscht sich Siller, eines Tages von den Erträgen ihre Mitarbeiter angemessen entlohnen zu können.

Die Kunden des Weltladens interessieren sich besonders für Schmuck, Schnitzkunst und Taschen. Lebensmittel wie Kaffee und Süßwaren haben eher einen Einbruch erlitten, weil auch Supermärkte und Bioläden vermehrt faire Waren verkaufen, die dort meist günstiger angeboten werden als im Weltladen. Sogar Discounter wie Lidl bieten seit einiger Zeit Bananen oder Kaffee aus fairer Produktion an. »Wahrscheinlich nicht aus ethischen Gründen, sondern wegen des Kampfes um jeden potenziellen Kunden«, sagt Siller.

Auch die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann führt fair gehandelte Produkte in ihrem Sortiment. »Am Anfang lief es nicht sehr gut, aber in den letzten zwei bis drei Jahren haben wir mehr Produkte dieser Art verkaufen können. Vor allem Kaffee läuft sehr gut«, weiß Kaiser's-Mitarbeiter Mike Schuster, der in einer Filiale in Berlin-Kreuzberg arbeitet. Nicht nur Kaiser's hat den fairen Markt für sich entdeckt, auch andere Supermarktketten wie Edeka-Reichelt, Karstadt, das KaDeWe, Rewe und andere Discounter haben sich inzwischen auf den wachsenden Markt eingestellt.

Beliefert werden sowohl die 16 Weltläden als auch die Einzelhandels-Märkte vom Fair Handelszentrum der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt (Gepa). Die regionale Geschäftsstelle in Berlin-Neukölln bietet rund 350 Lebensmittel und über 1500 Artikel aus dem Kunsthandwerk und Non-Food-Bereich (keine Lebensmittel) an. Trotz der Wirtschaftskrise erlebte der faire Handel einen Aufschwung. Bei vielen Menschen habe sich das Bewusstsein verändert. »Es wird vermehrt auf Qualität geachtet, für die man bereit ist, auch mehr zu zahlen«, sagt Lutz Heiden von der Gepa in Berlin. Die Zeiten, als nur Weltverbesserer und Aktivisten fair eingekauft haben, sind vorbei. »Die Klientel heute ist breit gemischt«, so Heiden. Mittlerweile ist ein Großteil der fairen Ware aus biologischem Anbau. Bio boomte in der Hauptstadt in den vergangenen Jahren genauso wie fair. Eine Kombination, die die positive Entwicklung bei fairen Produkten noch gefördert hat. 70 Prozent der Gepa-Produkte sind Bio, wann immer beide Kriterien zu erfüllen sind, werde diese Chance genutzt, »aber nicht immer kann der Produzent dies gewährleisten, dann ist der erste Ansatz Hauptsache fair«, erläutert Heiden.

Anfragen aus dem gastronomischen Bereich häufen sich ebenfalls bei der Gepa. Kantinen, Hotels und Restaurants steigen zumindest bei Kaffee und Süßwaren auf Fairness um. Das Abgeordnetenhaus in Berlin sowie der Senat für Wirtschaft, Technologie und Frauen sind zwei der Abnehmer. Die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ) förderte die 2006 eingeführte Fairtrade-Kaffeemarke »Berliner Bohne«. Drei Mal im Jahr veranstaltet der Senat für Wirtschaft außerdem faire Aktionstage in der Kantine, wo es entsprechende Speisen und Informationen zum fairen Handel gibt. Die nächste Aktion werde es während der fairen Woche in Berlin geben, bestätigte der Senat.

Ab dem 13. September können sich Interessierte in Berlin eine Woche lang über den fairen Handel informieren.

www.ajanela.de

www.gepa.de

www.berlinerbohne.de

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