Feiern wie zu Friedrichs Zeiten
Das Schloss im Tierpark wird nach einjähriger Sanierung wiedereröffnet
Idyllisch ist es im Garten von Schloss Friedrichsfelde. Bei gutem Wetter sonnen sich schwarz-weiße Pelikane zwischen bunten Blumen und hellen Statuen. Um die Grünanlage herum plätschert ein kleiner Bach. Doch inmitten des im Tierpark Berlin gelegenen Gartens herrscht zuweilen Baulärm. Am Schloss stehen Gerüste und der Brunnen vor dem Eingang des prunkvollen Gebäudes ist mit Bauzäunen abgesperrt.
Trotzdem soll am Freitag das Schloss Friedrichsfelde nach einem Jahr wiedereröffnet werden. »Bis Mai kommenden Jahres werden die Bauarbeiten dann vollständig abgeschlossen«, sagt Thomas Ziolko, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Zoo und Tierpark, vor Journalisten. Laut Kulturstaatssekretär André Schmitz kosten die Sanierungsarbeiten rund 3,5 Millionen Euro. »Das Geld stammt aus dem Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR«, erklärt der Kulturstaatssekretär.
Beeindruckend im Innern des Schlosses, das einst im Besitz preußischer Prinzen und Könige war, ist der aufwendig verzierte frühklassizistische Festsaal mit Kronleuchtern und Säulen. In den anderen Räumen sind mit Tier- und Pflanzenmotiven bemalte Tapeten aus der Zeit um 1730 zu sehen. Bedeutende Herrscher europäischer Staaten und Reiche im 18. und 19. Jahrhundert wie Friedrich der Große, Napoleon Bonaparte sowie Zar Alexander I. waren hier einst zu Gast.
»Der Stil aus dem 18. Jahrhundert wurde bei den Arbeiten nicht verändert«, versichert Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz. Für das Wochenende kündigt er zur Wiedereröffnung ein großes dreitägiges Schlossfest an. Der Auftakt werde am Freitag begangen, sagt Olaf Lange von der Fördergemeinschaft. Dazu werde viel Prominenz, unter anderem auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), erwartet.
Ein Höhepunkt dieser Feierlichkeiten wird am Samstagabend stattfinden. Bei einem historischen Sommerball im Festsaal des Schlosses erwartet die Partygäste dann eine Reise zurück in die Zeit um 1800. Verkleidungen, die an diese Epoche erinnern, sind dabei durchaus erwünscht. Dass es bei der Veranstaltung jedoch ähnlich elitär wie vor 200 Jahren zugehen wird, macht der Eintrittspreis von 45 Euro pro Person deutlich.
Künftig wird aber auch jeder Tierparkbesucher die Möglichkeit haben, das Schloss zu besichtigen. Ab 2011 soll hier außerdem die Verwaltung des Tierparks mit ihren Archiven einziehen. »Wir wollen mit unterschiedlichen Veranstaltungen aus dem Schloss wieder einen lebendigen Ort machen«, erläutert Geschäftsführerin Gabriele Thöne. Sie hofft, dass wegen des sanierten Schlosses künftig vermehrt geschichtsinteressierte Menschen in den Tierpark kommen.
Passend zu seiner Umgebung wird im Schloss voraussichtlich Ende September eine Ausstellung über die Historie der Berliner Tiergärten eröffnet. Außerdem könnten Räumlichkeiten für Hochzeiten vermietet werden, so Blaszkiewitz. Ansonsten sind von Oktober bis Januar bereits zahlreiche Konzerte mit klassischer Musik geplant. Kulturstaatssekretär Schmitz betont, diese seien allesamt lange vorher ausverkauft gewesen.
Geschichte von Schloss Friedrichsfelde
1685: Als Schloss Rosenfelde von Benjamin Raulé erbaut.
1698: Das Schloss fiel an den Herzog in Preußen und wurde in Friedrichsfelde umbenannt.
1719: Durch Hofbaumeister Martin Heinrich Böhme um je drei Achsen nach Osten und Westen vergrößert.
Um 1800: Die Fassade wurde im frühklassizistischen Stil umgestaltet.
1954: Tierpark für Ost-Berlin wurde angelegt, Schloss diente als Sitz der Organisatoren, Teile des Gebäudes wurden für Stallungen verwendet.
1970 bis 1981: Renovierungen auf Initiative des Tierparks.
2010: Das sanierte Schloss, seit einem Jahr wieder im Besitz des Tierparks, wird voraussichtlich am 27. August wiedereröffnet.
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