»Diffamierend und gefährlich populistisch«
Erneut massive SPD-Kritik an Parteimitglied Sarrazin
Berlin (dpa/ND). Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin (SPD) hat mit Thesen zur Integration erneut Parteifreunde in Berlin provoziert. Nach Vorabdrucken aus einem neuen Buch Sarrazins teilte die Partei-Arbeitsgemeinschaft Migration mit: »Nun haben wir es schwarz auf weiß: Sarrazins Positionen sind diffamierend und gefährlich populistisch.«
In vorab veröffentlichten Auszügen aus seinem Buch »Deutschland schafft sich ab«, die im »Spiegel« und in der »Bild«-Zeitung erschienen, warnt Sarrazin vor einer Überfremdung Deutschlands. Er kritisiert, muslimische Einwandererfamilien profitierten überproportional von Sozialleistungen und leisteten keinen Beitrag zum Wohlstand. Sarrazin fordert hohe Hürden für die Zuwanderung und strenge Anforderungen an hier lebende Menschen mit ausländischen Wurzeln.
Die Migrationspolitiker der Berliner SPD warfen dem früheren Finanzsenator vor, Menschen allein nach ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit zu beurteilen. »Für uns ist Sarrazin schon lange kein Sozialdemokrat mehr«, heißt es in einer Mitteilung. Berlins Linksfraktionschef Udo Wolf nannte Sarrazins Äußerungen unerträglich, rechtspopulistisch und an Volksverhetzung grenzend.
Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration kritisierte: »Der Artikel von Thilo Sarrazin bringt dort, wo er Recht hat, nichts Neues und dort, wo er neu ist, meist eine groteske Mischung von statistisch verbrämten Halbwahrheiten, Vorurteilen, Unterstellungen und bösartigen Verallgemeinerungen.« Das Gremium bezeichnete Sarrazin als »mediensüchtigen Besserwisser«.
Sarrazin war im März beinahe aus der SPD geflogen. Er hatte in einem Interview Arabern und Türken unterstellt, leistungs- und integrationsunwillig zu sein. Eine Landesschiedskommission urteilte, Sarrazin habe sich zwar »radikal und bis zum Tabubruch« geäußert, allerdings nicht rassistisch, weil er auch Deutsche kritisiert habe.
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