Warten auf Erlösung

Neue Goethe-Editionen: ein Band mit Briefen und der »Werther« von 1774

Er hat am 28. August in Karlsbad noch seinen Geburtstag gefeiert und rüstet nun zur Abreise. Am 3. September, in aller Herrgottsfrühe, wird er, was niemand weiß, nach Italien aufbrechen. Er ist jetzt 37 Jahre alt und hat beinahe elf davon in Weimar verbracht, gefesselt am Hof, eingespannt in Regierungsgeschäfte, und ist dabei immer unzufriedener geworden. Er wird das alles nun schlagartig hinter sich lassen. Am 2. September schreibt er noch einmal, ohne das Ziel seiner Reise zu nennen, Briefe an den Herzog (den er um einen »unbestimmten Urlaub« bittet), an Charlotte von Stein, an den Verleger Georg Joachim Göschen. Er wird sein altes Leben, wird Weimar, die Freunde und die Freundin, die Unerquicklichkeiten der letzten Jahre hinter sich lassen, getrieben vom Wunsch, wie er seinem Herrn Carl August erklärt, »meine Existenz ganzer zu machen«. Irgendwann wird er zurückkehren und dann, hoffentlich, wieder Dichter sein.

Von den letzten Monat...


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