Verweser und Vollstrecker

Vor 20 Jahren wurde General Jörg Schönbohm als Chef des Bundeswehrkommandos Ost – vormals NVA – inthronisiert

Anfang Oktober 1990: Generalleutnant Schönbohm bei der Befehlsübernahme in Leipzig
Anfang Oktober 1990: Generalleutnant Schönbohm bei der Befehlsübernahme in Leipzig

»Ich übernehme diese Aufgabe mit heißem Herzen und kaltem Verstand.« Dieser bedeutungsschwangere Satz fiel am 14. August 1990 »in einem sehr persönlichen Gespräch« mit Gerhard Stoltenberg (CDU), Verteidigungsminister der BRD. Und Bundeswehr-Generalleutnant Jörg Schönbohm (damals noch nicht CDU) fügte an: »Ich kehre mit Freude in meine alte Heimat, in die Nähe meines Geburtsortes zurück.«

Der General begab sich also in den Osten, wohl um zunächst im bisherigen Feindesland höchstpersönlich Aufklärung zu betreiben und dabei das Terrain seiner familiären Wurzeln im Brandenburgischen zu sondieren. Realitäten und Vorurteile bedienend, registrierte er den miserablen Zustand der Autobahn nach Frankfurt/Oder, schaute sich im früheren und inzwischen volkseigenen, reichlich investitionsbedürftigen Autobetrieb seines Schwiegervaters um, sah altes Kopfsteinpflaster in den Dörfern. Selbst beim Bäcker ein Erschrecker: Als er an einem Freitag um 18 Uh...


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