Keine Graswurzelbewegung

Unterstützer der Pro-Atom-Kampagne ballen sich an Konzernstandorten

  • Marcus Meier und Peter Hartmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Die aktuelle Kampagne der Energiekonzerne »Mut und Realismus für Deutschlands Energiezukunft« täuscht eine breite Unterstützung für die Atomkraft nur vor.
»12175 Befürworter haben zugestimmt«, verkündete die Webseite der Kampagne um 16 Uhr am Montag. Doch ein Blick auf die regionale Verteilung der Unterstützer zeigt: Die meisten wohnen dort, wo die vier großen Energieversorger beheimatet sind bzw. Kraftwerke betreiben. Das zeigt die Grafik, die aus den Wohnortangaben der Unterzeichner erstellt wurde.

Die Hochburgen sind zugleich die Hauptsitze der Energieriesen: In Essen (RWE), Düsseldorf (E.on) und Karlsruhe (EnBW), mit Abstrichen auch in Berlin (Vattenfall) haben auffällig viele Menschen den Aufruf unterstützt. Mehr als jede zehnte Unterschrift stammt von dort. Stichprobenartige Recherchen am Beispiel Karlsruhe zeigen: Rund ein Drittel der Unterzeichner sind nachweislich in gehobener Position für EnBW tätig.

Überproportional viele Unterstützer leben in Orten nahe Atomkraftwerken, so in Biblis, Lingen und Brunsbüttel. Auch in der Region Hannover ballen sich die Menschen, die hinter dem atomfreundlichen Aufruf stehen. Dort sitzt die E.on Kernkraft GmbH.

Besonders stark ist die Begeisterung im rheinischen Braunkohlegebiet. Dort betreibt RWE riesige Braunkohlekraftwerke.

Vergleichsweise viele Unterschriften stammen aus dem Ruhrgebiet – RWE-Land. Eine Unterstützerhochburg ist auch die Region Nürnberg/Erlangen, wo die AREVA-Gruppe, der Weltmarktführer in Sachen Nukleartechnik, einen wichtigen Standort hat.

In Hamburg, wo sich ebenfalls die Unterstützer ballen, steht der deutsche Zweithauptsitz von Vattenfall, der Konzern betreibt dort das Kohlekraftwerk Moorburg und zusammen mit E.on das AKW Krümmel.

Fazit: Die Unterstützung für den Aufruf ist offensichtlich dort besonders stark, wo Arbeitsplätze und Konzerngewinne an Kohle- und Atomkraft hängen.

Quelle: Energiezukunft für Deutschland

Grafik: Peter Hartmann

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