Das dem Tod geweihte Dorf

In Borschemich (Rheinland) haben sich die verbliebenen Bewohner damit abgefunden, dass RWE ihren Ort abbaggert

  • Lutz Debus, Borschemich
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Zwölf Dörfer im Rheinland mit insgesamt rund 7600 Einwohnern müssen dem Braunkohlentagebau Garzweiler II weichen. Umweltschützer veranstalteten jetzt in einem von ihm ein Klimacamp.

Borschemich sind die Protestschilder längst verblasst.
Borschemich sind die Protestschilder längst verblasst.

Am Ortseingang steht seit etwa 20 Jahren ein rotes Schild. »Ja zur Heimat! Wir bleiben hier!« Eine dünne grüne Moosschicht wächst über der Schrift. Aus dem letzten Ausrufezeichen hat jemand mit Filzstift ein Fragezeichen geformt.

Wir bleiben hier? Die Frage darf als beantwortet betrachtet werden, wenn man nur ein paar Minuten durch Borschemich spaziert. Das Dorf am Rand von Europas größtem Braunkohletagebau Garzweiler, zwischen Aachen und Düsseldorf gelegen, wirkt wie eine Geisterstadt. Viele Rollläden sind auch am Tage heruntergelassen. An einigen Dächern fehlen bereits die Regenrinnen. Passanten begegnet man nur selten. Ein paar Jugendliche fahren auf der Hauptstraße mit ihren Motorrollern ein Rennen. Noch etwa 300 Menschen leben in den kleinen, gedrungenen Häusern des verwinkelten Dorfkerns. Früher waren es mehr als doppelt so viele. Früher, das war, bevor die Umsiedlung begann.

Alle im Dorf werden bis 2015 verkaufen

Von 2005 bis 20...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.