Vom Riesen zum Zwerg

Solidarnosc feiert ihren 30. Jahrestag nach Ansicht ihres ersten Vorsitzenden Lech Walesa »in den letzten Zügen«

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Was war die Solidarnosc bei ihrer Gründung im August 1980 und was ist aus ihr geworden? Diese Fragen stellen sich an diesem 31. August, da in Polen der 30. Jahrestag der »Freien, Unabhängigen, Selbstverwalteten Gewerkschaft« – Tage später »Solidarnosc« genannt – gewürdigt wird.

Die Feierlichkeiten wurden vorige Woche in der renovierten Kantine der einstigen Lenin-Werft eingeläutet. Es ist jener Bau hinter dem Werfttor, in dem der Vorsitzende des »Zwischenbetrieblichen Streikkomitees« (MKS) Lech Walesa und Vizepremier Mieczyslaw Jagielski als Leiter einer Partei- und Regierungsdelegation am 31. August 1980 die »Gdansker Vereinbarung« unterzeichneten. Drei der seinerzeit berühmten »21 Punkte« waren höchst politischer Art: die Zulassung der freien Gewerkschaft, die Freiheit des Wortes und der Versammlung und die Einstellung von Verfolgungen politisch Andersdenker. Alle anderen Forderungen betrafen Arbeits- und Streikrecht, Löhne, Lebensmittelversorgung, Kinderbetreuung, Gesundheitsfürsorge... An Privatisierung und Arbeitslosigkeit dachte damals niemand, betont Jerzy Browczak, einer der Initiatoren des Streiks auf der Lenin-Werft.

Vom Sieg einer »friedlichen Revolution« war die Rede. »Konterrevolution«, riefen or...


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